Denver bis Bremen: Ins eigene Bett

Wenn ich diesen Urlaub mit einem Wort beschreiben müsste, würde das "awesome" sein. Das war eine fantastische Zeit. Ich habe unglaublich viel gesehen. Wunderschöne Landschaften, wilde Tiere, interessante Städte, Kunst.

 

Früher habe ich gedacht, dass sich das Sprichwort "reisen bildet" nur auf Museen und sonstigen Kulturkram bezieht, aber es ist viel mehr. Es geht darum, Dinge über sich selbst herauszufinden, die man im Trott des Alltags und der gewohnten Umgebung übersieht.

Oder auch mal ganz neue, unbekannte Eigenschaften zu entdecken.

 

Es geht darum, Menschen kennenzulernen. Mit ihnen zu reden und zu gucken, wie sie im besuchten Land leben. Sich das Beste abzugucken und vielleicht ins eigene Land zu exportieren. Oder sich neue Sichtweisen zu erschließen.

 

Ich komme jedenfalls mit ganz vielen Erfahrungen, Erinnerungen, Ideen und natürlich Bildern zurück. Nicht nur Bilder im Sinne von Fotos. Ich nehme auch ganz viele Bilder im Herzen mit.

Zum Beispiel von beeindruckenden Landschaften, die ich gesehen habe und von den Gefühlen, die ich dort hatte.

 

Die Dimensionen dieser Landschaften und auch der Städte sind schwer zu fassen. 

Mein Verstand (und meine Reiseführer-Lesefähigkeit) sagen mir beispielsweise, dass das Haus, vor dem ich stehe, 500 Meter hoch ist. Oder dass der Berg, den ich da hinten sehe, 130 Kilometer entfernt ist. Oder dass ich von der Klippe, auf der ich gerade stehe, 300 Meter in die Tiefe gucke.

Aber das sind alles nur Zahlen, die mein Gehirn nicht mehr mit Bedeutung füllen kann. Ich sehe nur: Aha, hoch. Oder aha, weit. Oder aha, tief. Mir persönlich reicht das schon. Die Zahlen dienen mir dazu, Vergleiche zu schaffen. Aber am Ende sind sie eben einfach nur Zahlen. Die Gefühle, die ich wegen dieser Höhen, Weiten und Tiefen hatte, können die Zahlen nicht ausdrücken.

Denn ich habe mich angesichts dieser Größenordnungen oft winzig gefühlt. Andererseits haben gerade die natürlichen Größen auch sehr große Gefühle in mir ausgelöst und ich habe mich als ein Teil der riesigen Natur wahrgenommen. Nicht mehr winzig, sondern auch riesengroß.

 

 

Ich habe die Amerikaner als unglaublich freundlich und aufgeschlossen erlebt. Nirgendwo habe ich mich fremd gefühlt. Alle, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin, waren an dem interessiert, was ich zu erzählen hatte.

Genauso interessant fand ich es, ihnen zuzuhören und von ihren Erlebnissen zu erfahren. Und man kommt hier sehr leicht ins Gespräch.

Die Grundlagen zu langjährigen Freundschaften sind auf dieser Reise nicht gelegt worden. Alles blieb auf Smalltalk-Niveau. Aber mehr wollte ich auch nicht.

 

Ein Problem hatte ich allerdings.

Die Größe des Landes und die anscheinend unerschöpflichen Ressourcen scheinen einen Hang zur Verschwendung zu begünstigen. Alle fahren große Autos, weil Treibstoff so billig ist. Auch in guten Hotels kann es passieren, dass man von Plastikgeschirr isst. Überall gibt es Einwegprodukte. Kein Wunder, dass das amerikanische Wort "Waste" sowohl für "Abfall" als auch für "Verschwendung" steht.

Der Hinweis, dass die Handtücher im Hotel möglichst nicht jeden Tag gewaschen werden sollten, liest sich angesichts dessen komisch.

 

 

Eine Sache, die ich nicht vermutet hätte, ist, dass ich es sehr genossen habe, zumindest eine Zeitlang nicht allein unterwegs zu sein. Eigentlich bin ich eine absolute Einzelgängerin, aber auf der zweiten Hälfte der Reise habe ich es regelrecht vermisst, dass ich diese Landschaften mit niemandem, der mir nahe steht, teilen kann.

Andererseits hätte ich viele Tiere nicht gesehen, weil man zu zweit ein anderes Tempo und ganz sicher eine andere Lautstärke hat.

 

Eigentlich war es schon ganz gut so. Den größeren Teil mit Raffa zu teilen und dann ein paar Tage Egotrip zu machen. Darum habe ich auch gerne Zeit darauf verwendet, jeden Abend im Hotel ein paar Zeilen zu schreiben und einige Fotos zu posten. Das ist meine Art, den Urlaub mit lieben Leuten zu teilen.

 

Auf jeden Fall ist hier eine neue Leidenschaft entstanden. Ich möchte gerne öfter unterwegs sein und so viel wie möglich von dieser Welt sehen. Hätte ich vor dieser Reise auch nicht gedacht.

In diesem Sinne: Junger Mann zum Mitreisen gesucht. Oder junge Frau. Oder ältere Herrschaften.

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Kommentare: 1
  • #1

    Inga (Freitag, 29 September 2017 13:46)

    Wie schön! Freut mich sehr dass Du so eine tolle Zeit hattest! Du kannst bestimmt super nachvollziehen warum ich mein ganzes Geld und Sein in die Reisen investiere :) Ein wunderbares Leben! Drück Dich :*