Ich muss ein bisschen ausholen. Vor längerer Zeit habe ich entdeckt, dass genau an meinem Geburtstag in den USA eine totale Sonnenfinsternis stattfindet. Immer wieder habe ich gedacht, dass es doch irgendwie lustig wäre, dorthin zu fliegen und dem Ereignis beizuwohnen.
1999 sind wir mit diversen Leuten durch ganz Deutschland gefahren, um uns die totale Finsternis über Ulm anzugucken. Die lange Strecke für ein paar Minuten Dunkelheit hielt ich erst für ein bisschen übertrieben. Aber es war ein wunderbarer Kurzurlaub und die Sonnenfinsternis sehr beeindruckend. Trotz der Wolkendecke und des Nieselregens.
Alleine hätte ich diese USA-Reise vermutlich nicht angetreten. Aber als Raffa Ende letzten Jahres sagte, dass er mitkäme, war es klar: Wir fahren.
Okay, wir sind mehr als ein verlängertes Wochenende unterwegs und eigentlich ist die Finsternis nur ein kleiner Tagesordnungspunkt auf der großen Reise. Aber sie ist der Anlass für unseren Trip und heute ist es soweit.
Wir haben den perfekten Platz an einer kleinen Seitenstraße in Tennessee gefunden. Wolkenloser Himmel, freie Sicht, ein paar schattenspendende Bäume drumherum.
Erst als die Sonne nur noch als schmale Sichel zu sehen war, konnten wir einen Unterschied in der Helligkeit bemerken. Eigentlich wie eine ganz normale Dämmerung, aber das Sonnenlicht wurde nicht wie gewohnt roter, sondern blieb blau. Ganz eigentümliche Lichtstimmung.
Dann wurde die Sichel schmaler, ... schmaler, ... schmaler... Und in dem Moment, als die Sonne komplett vom Mond verdeckt wurde, leuchtete die Korona auf. Wunderschön.
Über das Feld konnten wir das Jubeln von den umliegenden Farmen hören. Immerhin keine Schüsse oder religiöse Gesänge.
Meine Kamera hat, genau wie ich, eine Schutzbrille bekommen und ich bin erstaunt, wie gut die Aufnahmen geworden sind. Ohne Stativ oder sonstige Hilfsmittel. Klar wäre es technisch besser gegangen, aber ich hatte keine Lust auf einen Riesenaufwand und Geschleppe, sondern wollte das Naturereignis erleben. Die Fotos sind nur zum Teilen mit anderen Leuten da. Das Erlebnis kann ich sowieso nicht im Bild festhalten.
Und ein Erlebnis war es.
Nach der Finsternis kamen zwei Bewohner des benachbarten Hofes zu uns. Sie hatten das New Yorker Kennzeichen unseres Mietwagens gesehen und fragten uns erstaunt, ob wir denn etwa gaaaanz von New York aus hier rausgefahren seien??? Wir konnten sie beruhigen. Nein, nicht von New York. Aus Germany.
Es folgte ein äußerst lustiges Gespräch, in dem uns der ältere der beiden erzählte, dass sein Opa im zweiten Weltkrieg in Deutschland gewesen sei und ob wir in der Nähe von Remagen wohnen würden. Nun ja. Für deutsche Verhältnisse ist Remagen ziemlich weit weg von Bremen. Für amerikanische Verhältnisse ist Remagen ein Vorort von Bremen.
Nachdem wir morgens/mittags die Stille genossen haben, wurde es nachmittags bunt und laut.
Es ging nach Downtown Nashville. Zuerst ins Johnny Cash Museum und dann durch die Bars und Cafés, in denen überall Livemusik gespielt wird.
Rückblickend ein fantastischer Geburtstag.
Kommentar schreiben