Juhu, ich konnte mal wieder etwas lernen!
Nach dem sehr erfolgreichen (Online-)Kurs Vogelfotografie im letzten Jahr, habe ich mich dieses Mal für das Thema Hundefotografie entschieden.
Bei der Canon Academy arbeiten sehr gut geschulte Trainer und ich konnte wieder viele Tipps mitnehmen. Da sich die Seminare dort hauptsächlich an Besitzer von Canon-Kameras richten, war auch die Hilfestellung mit diversen Menüpunkten und Kameraeinstellungen prima. Unsere Trainerin Petra hat ein phänomenales Wissen über die einzelnen Kameramodelle und was sie können.
Ich habe sehr viele Ideen mitgenommen und freue mich schon auf den Urlaub im Juni, denn wir werden (sofern wir wegen der Infektionslage fahren können) einen Leih-Hund von Freunden mitnehmen.
Auch für das Hausaufgaben-Fotoshooting konnte ich zwei wunderschöne Models buchen. Sehr verspielte Wurfschwestern, die mir tolle Momente boten.
Lediglich die Aufgabe "Mitzieher" fiel mir sehr schwer, weil ich noch nicht präzise genug bin. Der Plan war, dass Amy (die graue Hündin) an mir vorbeiläuft und ich die Kamera genau in ihrem Lauftempo mitführe. Mit einer relativ langen Belichtungszeit hätte der Hund einigermaßen scharf abgebildet werden sollen, während der Hintergrund verschwimmt und so die Geschwindigkeit auf dem Bild rüberbringt.
Wie gesagt: ich bin (noch) nicht gut genug im Mitziehen. Das werde ich in diesem Jahr üben und mal schauen, was ich in den nächsten Monaten fabriziere.
Das Jahr 2020 war schon ein seltsames Jahr.
Als Ausgleich für abgesagte Urlaube bin ich ab und zu in den Vogelpark Walsrode gefahren, wenn ich mal einen Tag raus musste.
Da ich immer außerhalb der Ferienzeiten dort war, hielt sich der Besucheransturm zu meinem Glück in Grenzen. Man konnte sich im weitläufigen Park gut aus dem Weg gehen.
Dann noch ein herrliches Gelände und eine Vielfalt an wunderbaren Vögeln. Soll heißen: Jede Menge Gelegenheit, tolle Fotos zu machen.
Leider ist der dort geplante Fotoworkshop "Vögel im Flug fotografieren" ausgefallen, bzw. fand nur virtuell statt. Aber ich habe dank des Trainers auch so eine Menge gelernt.
Da ich eine Saisonkarte für den Vogelpark gekauft habe und wusste, dass ich öfter da bin, konnte ich unbeschwerter mit den Einstellungen meiner Kamera und Techniken spielen. Ich hatte meist nicht die Befürchtung, dass "der Moment" nicht zu wiederholen ist.
Ehrlich gesagt, waren die meisten besonderen Momente dann doch nicht zu wiederholen, weil ich Tiere vor der Linse hatte, die eben nicht auf Zuruf diesen oder jenen Ast anfliegen oder sich nochmal genauso niedlich umdrehen. Dennoch waren mir auch misslungene Bilder wichtig, weil ich aus ihnen lernen konnte. Und am Ende sind immer noch mehr als genügend Bilder übrig geblieben, mit denen ich sehr zufrieden bin.
Die Investition in neue Hardware in Form eines hochwertigen Teleobjektivs und eines großen Monitors habe ich nicht bereut. Auch, dass ich mich viel intensiver als früher mit dem Thema Bildoptimierung auseinandergesetzt habe, war eine gute Idee.
In meinen Fotogalerien gibt es dementsprechend eine neue Galerie "Vögel".
Kondensstreifen überm Stall heute Morgen. Ich habe Fragen...
5 Minuten später. Ich habe weitere Fragen...
Seit etwa drei Jahren nehme ich immer wieder ein bisschen ab (und manchmal leider auch ein bisschen wieder zu). Aber seit Juli bin ich sehr konsequent bei der Sache und es funktioniert ganz wunderbar.
Als ich letztens einen Futtersack in den Stall getragen habe, wurde mir bewusst, dass ich zu dem Zeitpunkt mehr als diesen Sack an Gewicht abgenommen habe.
Inzwischen sind es eineinhalb Futtersäcke (bzw. 30 Kilo) seit meinem Höchstgewicht und ich bin wahnsinnig stolz auf mich.
Jetzt, wo ich im Normalgewichtsbereich angekommen bin, beginne ich, mein alltägliches Kalorienlimit langsam zu erhöhen, bis ich mein Gewicht halte und nicht mehr weiter abnehme. An einigen, besonderen Tagen zähle ich gar keine Kalorien mehr.
Ich weiß, dass ich mein Leben lang darauf achten muss, dass ich die verlorenen Kilos nicht schleichend wieder aufbaue. Aber das ist kein Gedanke, der mich ängstigt.
Kalorienzählen ist das einzige Abnehmkonzept, das für mich funktioniert.
Ich habe mir eine Ober- und Untergrenze an täglich zu konsumierenden Kalorien gesetzt und eingehalten. Dazu kam Bewegung, die mir Spaß macht: Gehen, Fahrradfahren und Pilates. Mein Abnahme-Triathlon.
Das Gehen hat mir oft den Kopf freigemacht. Das ist Zeit, die ich sehr intensiv mit mir verbringe. Ich kann nachdenken, die Landschaft genießen oder den Regen ignorieren. Ich mache jetzt viele Wege, wie z.B. Einkaufen zu Fuß und nehme meist nicht die direkte Route.
Das Fahrradfahren hat ähnliche Effekte wie das Gehen. Aber hier kann ich mich zusätzlich richtig austoben und die Geschwindigkeit genießen. Ich bin sooo froh, dass ich in einem schönen Gebiet mit vielen Deichstrecken wohne.
Auch Pilates ist wunderbar fürs Körpergefühl und sorgt dafür, dass ich mich viel gerader halte. Es ist großartig, wenn ich an Spiegeln vorbeigehe und jedesmal erstaunt bin, wie ich aussehe und wie sich mein Körper und meine Haltung verändert haben.
Ich merke oft, wie sich in den letzten Monaten mein Selbstbewusstsein steigerte, weil ich weiß, dass mich meine eigenen Beinchen überallhin tragen könne, wenn ich das will. Oder dass ich selbst entscheide, was und wieviel ich esse und mir das nicht von meinem Körper diktieren lasse.
Ich habe mich neben dem Abnehmen getraut, Dinge zu tun, an die ich vor ein paar Monaten noch nicht mal denken konnte. Und ich bekomme dafür Belohnungen. Von mir selbst, aber auch von anderen. Auch das ist Motivation für mich, weiterzumachen.
Manchmal sind es nur Blicke oder ein positiver Kommentar. In einem Fall war es viel mehr.
Wenn es positive Teufelskreise gibt, dann bewege ich mich gerade darin. Ich kann abnehmen, weil es meinem Kopf sehr gut geht. Durch die gewonnene Freiheit geht es mir noch besser und ich habe neue Energie, die ich in Bewegung und Selbstmotivation stecken kann. Dadurch nehme ich besser ab und bekomme neue Energie... etc. etc.
Mein jährliches Highlight in der Vorweihnachtszeit ist das Backen und das fand vor ein paar Tagen statt.
Wenn mir dabei nicht bis mittags vom Teignaschen ein wenig schlecht ist, weiß ich, dass ich was falsch gemacht habe.
In diesem Jahr habe ich bereits um halb elf Uhr alles richtig gemacht.
Das Backen selbst ist für mich schon ziemlich schön. Aber meine heimliche Leidenschaft ist die Deko.
Besonders das Malen von Kringeln ist sehr meditativ. Nach zehn Minuten merke ich, wie mein Puls runtergeht, nach zwanzig Minuten habe ich die Atemfrequenz eines Braunbärens in Winterruhe und nach dreißig Minuten gibt es nur noch mich und die Linie.
Nicht lachen: nach vielen Jahren (bzw. nach mindestens drei Jahrzehnten) war ich mal wieder im Vogelpark Walsrode.
Meine Vermutung, dass sich da seit den Siebzigerjahren nicht viel verändert hat, musste ich revidieren. Ja, das Prinzip "Vogelausstellung" hat sich gehalten. Aber alles fühlt sich moderner und tiergerechter an und die erwarteten Busladungen mit Heizdeckentouristen haben wir nicht gesehen.
Am meisten beeindruckt hat mich die Freiflugshow, an deren Ende ganze Schwärme von Papageien und anderen Exoten losgelassen wurden. Dabei ist mir sehr bewusst geworden, dass es diese herrlichen Tiere nicht verdient haben, in heimischen 15qm-Wohnzimmern gehalten zu werden.
Es war einfach schön, sie (wenn auch bei trübem Wetter) fliegen zu sehen.
Als dann auch noch mehrere Sittiche beschlossen, dass es oben im Baum lustiger ist, als auf dem Arm der Pfleger, bewunderte ich die Geduld ebendieser Pfleger, die ihre Tiere sehr entspannt immer wieder lockten. Toll, dass den Tieren diese Freiheit mehrmals am Tag gegeben wird.
Von einem Mäusebussard ist eine ganze Fotoserie entstanden. Diese Vögel sind bei uns sehr häufig, aber ich bin ihnen natürlich noch nie so nahe gekommen.
Fazit des Tages: Ein toller Ausflug, eine wunderbare Begleitung und der feste Vorsatz, im nächsten Jahr noch einmal hinzufahren.
Es waren einmal eine Frau, eine Häkelnadel und zuviel Wolle. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann entstehen immer mehr Tiere.
Mein erstes Häkelprojekt hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich gleich noch ein weiteres nachgeschoben habe.
Es ist wieder ein Happypotamus geworden. Dieses Mal etwas kleiner (Nadelstärke 0,75mm...) und deutlich bunter. Von Anfang an als Geschenk für eine Freundin geplant, die schon oft der Regenbogen in meinem Leben war.
Die Anleitung "Smaug" hat mich schon länger fasziniert und auch da war mir sofort klar, wer mir wichtig genug ist, um dieses Werk geschenkt zu bekommen.
Der Drache besteht aus gut dreimal sovielen Teilen wie die Happypotamusse (Happypotami? Happypotamen?) und auch hier habe ich wieder viel gelernt. Zum Beispiel, dass das gründliche Lesen der Anleitung helfen kann. Denn wenn es zwei unterschiedliche Dreiecke (für die spitzen Rückenzacken und für die runde Schwanzspitze) gibt, dann sind die nicht beliebig austauschbar. Smaugs erste Rückenzacken waren eher Rückenkugeln...
Ich habe eine Version von Smaug in Rot-/Orange-/Gelbtönen gefunden und die Farben leicht abgewandelt übernommen. Schon einzeln leuchten die Farben. Aber zusammen erwecken sie den Eindruck, als würde der Drache von innen her glühen.
Obwohl ich mir fest vorgenommen habe, den Drachen als termingerechtes Geburtstagsgeschenk zu überreichen, habe ich mir fast drei Monate Zeit nehmen müssen, bis ich ihn fliegen lassen konnte.
Er ist eines meiner Lieblingsprojekte geworden. Aber auch der neue Besitzer von Smaug ist einer meiner liebsten Menschen, daher passen die beiden gut zusammen.
...ich hätt nicht viel zu tun. Ein Ohrwurm und pro Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei.
Von einem Fotografen, den ich wegen seiner wahnsinnig guten und ausdrucksstarken Bandfotos bewundere, bekam ich mal den Tipp, Hühner zu fotografieren, um meine Arbeitsgeschwindigkeit und Auslösefreudigkeit zu erhöhen.
Zwar haben wir in der Straße einen "Biobauern", aber zwischen mehrere hundert Hühner wollte ich mich nicht mit meiner Kamera begeben.
Seit letzter Woche hat unsere Pferde-Chefin ein paar eigene Hühner. Am Sonntag war das Wetter gut und ich konnte mit ihnen und meiner Kamera trainieren.
Erkenntnisse:
1. Ich muss noch mehr üben. Aber die Hühner sind jung und das war sicher nicht die letzte Sitzung.
2. Hühner sind toll, lustig, meditativ, kommunikationsfreudig, neugierig. Wenn man sich Zeit nimmt, erkennt man ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten.
3. Mein Lieblingshuhn mag Nudeln und hat daher den Namen Hildegard¹ bekommen. (Ehrlich gesagt, mögen alle Hühner Nudeln, aber Hildegard war die erste, die davon gefressen hat)
4. Hühner sind kleine Dinosaurier. Man muss sich nur mal ihre Füße oder Gesichter angucken.
5. Ein Huhn kann einen zwanzig Zentimeter langen Grashalm in weniger als drei Sekunden im Schnabel verschwinden lassen.
6. Hühner sind begeisterte Sandbader.
7. Ich fange an, auch außerhalb der Voliere Hühnergeräusche zu machen.
Ich bin ein offizieller Hühnerfan geworden.
¹ Wer nicht weiß, was Hildegard mit Nudeln zu tun hat, sollte sich das hier angucken.
Wer meine militante Haltung zum Rauchen und die Luft im Bremer Karo kennt, der kann einschätzen, was es für mich bedeutet, dort zu fotografieren.
Nach einem vor mehreren Jahren dort verbrachten Abend schwor ich mir, dass mich da nie wieder etwas hineinbringt.
Aber nun ist es so, dass ich im Oktober mit Degenerate Idol in Berlin war. Dort haben sie ein Live-Album aufgenommen und gleich auch noch mehrere Videos gedreht.
Gestern war Record-Release-Party und Vorstellung der Videos. Jaja, ich hab mich breitschlagen lassen und bin hingegangen. Eigentlich wollte ich dem Mantra der Konzertfotografie folgen: "Three songs, no flash".
Einen Blitz nehme ich zu diesen Gelegenheiten sowieso nicht mehr mit und gestern wollte ich nur schnell ein bisschen knipsen und dann ganz fix wieder raus aus der Räucherkammer.
Tja, das hat nicht geklappt.
Das war nämlich ein toller Gig und es hat unglaublich Spaß gemacht. Nette (und viele) Leute waren da und die Idols lohnen sich immer. Auch ohne Kamera vor der Nase.
Heute huste ich ein bisschen mehr als sonst und meine Kleidung plus Fototasche liegen noch im Hausflur zum Ausdünsten, aber ich bin sehr glücklich, dabei gewesen zu sein.
Auch wenn mich niiieee wieder etwas ins Karo bringt.
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Sagt nichts. Ich merk's selber.
Ich stricke ja schon seit einigen Jahren.
Um Weihnachten herum startete im Strickforum ein neuer Thread, in dem es um das Herstellen von möglichst niedlichen Tieren oder Lebensmitteln geht. Natürlich alles aus Garn.
Die Bezeichnung für diese Projekte ist Amigurumi. Der Thread dazu heißt Amigurumageddon.
Dort bin ich auf sehr viel Wunderliches wie gestrickten Broccoli gestoßen. Aber auch auf unglaublich niedlichen Kram.
Die meisten Amigurumi sind gehäkelt. Ich kann nicht häkeln.
Oder besser: ich konnte nicht häkeln.
Ja, ich habe in der Schule häkeln müssen. Aber nach dem dort erlittenen Topflappentrauma kamen mir Häkelnadeln höchstens mal zum Auffangen heruntergefallener Strickmaschen in die Hand.
In der letzten Zeit habe ich mir ein paar YouTube- und Fototutorials angesehen und mich dann an mein erstes Häkelprojekt gemacht.
Mich hat sehr erstaunt, dass sich die Jahre des Intensiv-Strickens auch beim Häkeln bezahlt machten. Denn die in den Videos gezeigten Techniken konnte ich sehr leicht nachvollziehen. Ich musste nicht mehrfach hinsehen, um zu verstehen, wie herum das Garn um die Nadel gewickelt wird oder wie man den Rundenanfang wiederfindet. Der Umgang mit Garn und Nadeln fühlt sich für mich sehr natürlich an, auch wenn es hier nur eine einzige Nadel ist (und nicht zwei bis sechs) und die Technik sich grundsätzlich vom Stricken unterscheidet.
Ich finde Häkeln im Vergleich zum Stricken immer noch unelegant. Begeisterte Häkler/innen mögen mir verzeihen. Aber die Struktur, die man durch das Häkeln erreicht, passt sehr gut zu vielen Amigurumis.
Dieses Projekt ist sicher nicht mein letztes. Das Garn für zwei weitere Amigurumi liegt schon hier.
Mein erstes Tier ist ein Happypotamus geworden. Und ich find's großartig!
Das Design besteht aus Vier-, Fünf-, Sechs-, Sieben- und Achtecken, deren Kanten man nach und nach verbindet.
Alle Module basieren auf derselben Grundanleitung. Mich hat es sehr fasziniert, dass die ganze Sache aufgeht. Die Module mit ihren unterschiedlichen Anzahlen an Kanten werden zusammengenäht und am Ende ist jede Kante mit einer anderen Kante verbunden.
Eine Angst bleibt aber.
Ich habe Bedenken, dass in meinem Alter das Herstellen von niedlichen Tieren der erste Schritt zu Bärchen-Applikationen und Porzellan-Gänsen ist. Falls ihr so etwas beobachtet, dann zieht bitte die Notbremse. Ich kann mich vielleicht nicht mehr selbst aus dem Sumpf befreien.
In den letzten Monaten habe ich meine Begeisterung für das Fotografieren in verlassenen Gebäuden entdeckt. Sie stehen oft seit vielen Jahren leer und obwohl fast keine Möblierung mehr vorhanden ist, stößt man doch immer wieder auf Hinweise der früheren Nutzung.
Es ist unglaublich, wieviel Stille in diesen Häusern steckt.
Diese Stille macht mich beim Fotografieren sehr ruhig und ich kann mich konzentriert und intensiv mit den Motiven auseinandersetzen. Denn wenn ich Tiere oder Musiker fotografiere, kommt es immer auf die richtige Sekunde an. Viele dieser Bilder sind für mich Zufallstreffer. Das meine ich nicht abwertend. Ich weiß, dass ich ein völlig anderes Bild bekommen hätte, wenn ich nur den Bruchteil einer Sekunde früher oder später abgedrückt hätte und ich freue mich, dass/wenn ich den richtigen Sekundenbruchteil erwische.
Doch in den maroden Häusern kann ich mich ausführlich mit jedem einzelnen Motiv beschäftigen. Ich kann jedes Bild planen und Kameraposition und -einstellungen so lange in Ruhe verändern, bis ich wirklich zufrieden mit dem Bild bin. So habe ich lange nicht mehr fotografiert, aber es macht mir riesigen Spaß.
Bei der Auswahl der Bilder am heimischen Rechner stellte sich heraus, dass ich ein großer Fan von Türen und Treppen bin. Ja, ich habe auch andere Motive fotografiert, aber Türen/Türgriffe und (Wendel-)treppen machen den Hauptteil meiner Lieblingsbilder aus. Möchte das jemand analysieren?
Bei der Planung wusste ich nie, was genau mich erwartet. Auf der ersten Tour war es für mich sehr wichtig zu wissen, dass zuhause jemand sitzt, der meine Koordinaten hat und Hilfe verständigen kann, wenn ich mich nicht zu einer verabredeten Zeit zurückmelde.
Spoiler Alert: War nicht notwendig. Kein Axtmörder im Haus. Trotzdem habe ich mich mit der Absicherung wohler gefühlt.
Ich war bei der ersten Vorbereitung sehr gespannt darauf, ob mir der Zustand der Häuser Angst oder Unbehagen verursacht. Das ist zum Glück nicht passiert, weil mich die Ruhe und die vielen Details ab der ersten Sekunde begeistert haben. Nur auf einem der Dachstühle wurde mir plötzlich etwas mulmig und ich kann gar nicht genau sagen, warum.
Diese verlassenen und manchmal auch halb verfallenen Häuser sind für mich keine tragischen Orte. Sie sind einfach Plätze, an denen der normale Lauf der Zeit stattfindet. Denn ebenso wie Menschen und Tiere sterben, werden Häuser unbrauchbar und hier wird dem Verfall nichts mehr entgegengesetzt.
Was ich dagegen traurig finde, ist sinnloser Vandalismus von Leuten, die sich in den Gebäuden austoben. Denn im Gegensatz zum natürlichen Verfall sehe ich das als unnötig an. Hier wollen Leute durch Zerstörung ihr Ego befriedigen und den nächsten Besuchern, bzw. Fotografen die unberührte Geschichte verderben.
Für alle Leser, die sich dennoch ein Happy End für Marodien wünschen: Einige der Häuser werden in naher Zukunft zu Wohnungen oder Gewerbeflächen umgebaut und erneut mit Leben gefüllt.
Kann man es eigentlich noch Frühjahrsputz nennen, wenn es draußen hochsommerliche 30°C sind?
Weil es mir zu warm für irgendwelche sinnvollen Aktivitäten ist, habe ich mir gedacht, ich klicke mich mal durch meine Fotos.
Dabei ist mir aufgefallen, dass in den letzten beiden Jahren meine Sammlung von Bandfotos ziemlich angewachsen ist. Oder präziser: sie ist zu groß geworden.
Also habe ich mir meine Lieblingsbilder herausgesucht und sie auf einer Best-of-Maikes-Bandfotos-Seite zusammengefasst.
Sozusagen mein musikalisches Foto-Œvre eingekocht.
(Warum kann ich manche Worte nur benutzen, wenn mein Hirn dabei ist, wegzubraten?)
An einem klaren Stil, an dem man meine Bilder überall wiedererkennt, arbeite ich noch. Aber die verschiedenen Bühnen und vor allem die Vielfalt der Bands inspiriert mich immer wieder aufs Neue und ich mag alles Mögliche ausprobieren. Manches funktioniert, manches nicht.
In jedem Fall lohnt sich das Lauern auf den richtigen Moment.
Natürlich sind alle Bandfoto-Galerien weiterhin online.
Weil es vom Fohlen Svalinn so viele schnuckelige Filme gibt, habe ich vor ein paar Tagen meinen Widerstand aufgegeben und sie bei YouTube hochgeladen.
Falls euch also nach etwas Niedlichem ist, guckt euch die gesamte Playlist hier an: Svalinn-Videos.
Das wird nicht viel Zeit kosten. Zur Zeit sind fünf Filmchen hochgeladen.
Zum Anfüttern kommt hier schonmal das neueste Video. Svalinn und sein Pony spielen zum ersten Mal miteinander. Obwohl das Shetlandpony Litli zuerst eher Lust auf Grasfressen hatte, macht er innerhalb kürzester Zeit mit. Inzwischen kann man die beiden oft zusammen über die Weide sausen sehen.
Es gibt Leute, die kaufen ihrem Kind ein Pony. Dann gibt es Leute, die kaufen ihrem Enkel ein Pony. Dann gibt es Leute, die kaufen ihrem Pony ein Pony.
Erklärung gefällig?
Also gut: Damit das Fohlen Svalinn nicht allein aufwachsen muss, sondern mit einem anderen "Kind" spielen kann, hat Svalinns Besitzerin das zweijährige Shetlandpony Piccolo gekauft.
Ich habe gemerkt, dass ich im Vorfeld mit einigen Vorurteilen zu kämpfen hatte. Mir war nicht wohl, etwas anderes als Islandpferde in der Herde zu haben.
Da ich mich für das Gegenteil einer Rassistin halte, machten mir diese Gedanken zu schaffen.
Ich hielt alle Shettys für unerzogen und aufsässig. Ich stellte mir die Frage, ob unsere Pferde ein so kleines Tier ernst nehmen.
Aber als ich den Kleinen erstmal kennengelernt habe, waren alle Zweifel schnell verflogen. Er ist ein echter Sonnenschein und verbreitet überall gute Laune. Spätestens wenn man das Herz auf seinem Bauch entdeckt, freut man sich über ihn. Auf manchen meiner Bilder sieht man es sehr gut.
Obwohl er erst zwei Jahre alt ist, sind wir sein viertes Zuhause. Tragisch. Aber hoffentlich hat er bei uns seine endgültige Heimat gefunden. Trotz dieser häufigen Standortwechsel ist er unglaublich klar im Kopf und ein sehr freundliches, respektvolles Pferd. Er beißt nicht und wühlt einem nicht die Hosen- und sonstigen Taschen durch.
Ja, er ist noch genügsamer als unsere Isländer (da muss also dauerhaft aufs Futter geachtet werden) und er tut sich mit der Automatiktränke etwas schwer. Aber er kommt sehr gut damit klar, dass er nur halb so groß wie die anderen Pferde ist. Auch unsere Großen haben ihn inzwischen alle akzeptiert.
Zuerst wurde er zwar von dem einen oder anderen gejagt, aber ich hatte oft den Eindruck, dass er das nicht ernst nahm und fast spielerisch ausgewichen ist.
In den ersten Tagen verhinderte Svalinns Mutter, dass sich das neue, unbekannte Pferd ihrem Fohlen nähert. Inzwischen durften sich die beiden aber beschnuppern und sie finden sich gegenseitig super. Sie spielen miteinander, fressen nebeneinander und schlafen in der Nähe des anderen. Manchmal sogar mit Körperkontakt, was ich noch nie bei Pferden beobachten konnte.
Da der Kleine nun quasi eingebürgert ist, bekam er von seiner Besitzerin einen isländischen Namen. Vielleicht nicht standesgemäß für ein Shetlandpony, aber Litli passt irgendwie besser als Piccolo. Klingt fröhlicher und nicht so sehr nach angetrunkenem Kegelclub.
Es gibt wieder ein Fohlen in unserer kleinen Islandpferde-Haltergemeinschaft!
Unsere "Chefin" hat eine ihrer Stuten bedecken lassen und wir waren seit Monaten gespannt, wie das Kleine aussieht und ob es ein Hengst oder eine Stute wird.
"Hengst" lag bei den Buchmachern weit vorn. "Gescheckt" lag bei den Genetikern weit vorn.
Nach einem langen Tag des Wartens war es kurz nach Mitternacht am Samstagmorgen soweit. Zum Glück war diese Geburt sehr viel leichter als bei Smás erstem Fohlen.
Wie erwartet, ist es ein kleiner Hengst geworden. Allerdings nicht gescheckt, sondern komplett schwarz.
Wunderschön.
Er hat von seiner Besitzerin den Namen Svalinn bekommen. Das ist natürlich isländisch und bedeutet soviel wie "Schutz vor der Sonne".
Mein Langzeitprojekt "Decke" ist nach fast zwei Jahren fertig.
Die letzte Etappe (das Zusammennähen) war nochmal richtig aufwändig. Immerhin mussten 832 Teile verbunden werden. Im Anschluss an diese Nähorgie verbannte ich die Decke für einige Tage in den
Schrank, um sie nicht mehr sehen zu müssen. Aber inzwischen darf sie mir wieder unter die Augen treten liegen.
Angefangen habe ich die Decke zu einer Zeit, in der es mir sehr schlecht ging und sie hat mich aus diesem Tal heraus begleitet.
Im ersten Jahr strickte ich wie besessen daran. Ich war nicht in der Lage, mich schwierigen Aufgaben zu stellen, aber das immer gleiche Muster beruhigte mich. Ich hatte viele kleine Erfolgserlebnisse. Meine Hände waren beschäftigt und die Sechsecke gerade anspruchsvoll genug, dass ich sie bewältigen konnte.
Oft sagten mir Leute, dass es sie wahnsinnig machen würde, diese Menge an Sechsecken zu produzieren. Dabei war es bei mir gerade andersherum. An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, dass mich nur das meditative Monotoniestricken diesseits der Wahnsinnsgrenze hielt.
Als es mir langsam wieder besser ging, habe ich mir neue Herausforderungen gesucht und zunehmend gemusterte Hexagons gestrickt. In dieser Zeit dachte ich oft darüber nach, was mir gut tut. An welche Erlebnisse ich mich gerne erinnere. Wer in meinem Leben wirklich wichtig ist.
Viele Dinge und Erlebnisse, aber vor allem meine liebsten Menschen sind in dieser Decke in einem Bild verewigt. Das sind natürlich keine Portraits, sondern Symbole oder Motive, die ich mit diesen Menschen verbinde. Manche sind klar zuzuordnen. Andere Verbindungen verstehe nur ich. Außer mir wird kein Mensch alle Verbindungen sehen. Das ist aber auch gar nicht mein Ziel. Ich weiß, wer und was alles darin steckt.
Jedes einzelne Motiv-Sechseck sticht aus der Menge nicht besonders heraus. Erst wenn man den Blick über die Decke schweifen lässt, kann man immer mehr Bilder entdecken.
Nach und nach tauchen aus dem Gewirr die besonderen Stücke auf. In einem Gespräch über mein Deckenkonzept fiel irgendwann mal die Bezeichnung "Easter Egg". Wie auf manchen DVDs sind auch in dieser Decke Besonderheiten versteckt, die sich entdecken lassen. Und wie im richtigen Leben braucht es einige Zeit, bis man das Besondere gefunden hat.
Für mich repräsentiert diese Decke einen langen Weg, den ich zum Teil hinter mir habe und auf dem ich mich immer weiter vorwärts bewege. Vielleicht sind auch deswegen viele Fahrzeuge (mein erstes Auto, mein Fahrrad, Emma die Lokomotive etc.) darin verarbeitet. Das fiel mir erst relativ spät auf. Es ist aber sehr aussagekräftig. Ich bin auf dem Weg. Auf einem guten, wie ich finde.
Beim ersten Probe-Einkuscheln in die Decke habe ich festgestellt, dass sie mich wunderbar wärmt. Genau wie alles, was mir gut tut und alle Menschen, die mir nahe stehen.
Natürlich teile ich dieses Projekt im Internet.
Während des Strickens konnte ich mir dort Inspirationen bei Leuten, die ähnliche Decken produziert hatten, holen. Darum wollte ich nützliche Informationen auf meiner Projektseite festhalten. Die Dokumentation meiner gemusterten Sechsecke ist in den zwei Jahren Strickzeit auf ein erschreckendes Maß angewachsen. Aber sie ist eine Quelle an Inspiration für andere.
Wenn ich die positiven Kommentare von anderen Nutzern lese, freue ich mich wie Bolle, weil ich weiß, dass Strickerinnen die Arbeit, die ich investiert habe, anders zu schätzen wissen als Nichtstricker. Das meine ich nicht wertend. Es ist für mich nur eine andere Art der Wertschätzung.
Teilweise kamen dort sehr ausführliche Lobeshymnen, die ich oft mit hochroten Ohren gelesen habe.
Am lautesten gelacht habe ich aber über die knappe Zusammenfassung der Gedanken einer Nutzerin: "Holy crap"
Beim gestrigen Abmisten wurde es plötzlich sehr lebhaft in den Baumkronen über mir und den Ponys.
Zwei Spechte haben einen ordentlichen Radau veranstaltet. Sie jagten sich ziemlich ausdauernd und manchmal auch recht lautstark.
Ich rätsele noch, ob es zwei Männchen waren, die wegen der Überlappung ihrer Reviere zu Sondierungsgesprächen zusammenkamen. Oder ein Pärchen, das geteilter Meinung war, ob die richtige Zeit zur Paarung gekommen sei.
Ich bin halt keine Ornithologin.
Jedenfalls war ich wieder mal sehr froh, dass ich gleich gegenüber wohne und meine Kamera schnell am Start hatte.
Vor einiger Zeit haben leider zwei Pferde unsere kleine Haltergemeinschaft verlassen. Darunter auch der Lieblingsspielkamerad meines Ponys. Gjafar hat das Spielen (und den Kumpel) vermisst. Ab und zu wurde zwar die dreijährige Iðunn aufgefordert (oder sie hat ihn animiert), aber Stuten und Wallache spielen unterschiedlich. Die anderen beiden Wallache in der Herde sind auch schon in einem gesetzteren Alter und daher eher ruhig.
Gjafar fehlte also etwas.
Vor zwei Tagen kam Hrappur zu uns. Er soll sehr spielfreudig und eher rangniedrig sein. Daher stand ziemlich schnell fest: Gjafar wird das erste Pferd, das Kontakt ohne trennenden Zaun zu ihm bekommt.
Die beiden schienen sich erst zu ignorieren. aber wenn man mal auf die feineren Körpersprachensignale achtete, konnte man sehen, dass da schon einiges an Kommunikation lief. Nur eben nicht mit Rumrennen und Kämpfen.
Sie standen lange Zeit sehr nah zusammen und haben sich auch gemeinsam weiterbewegt. Ganz selten fand ein leichtes Kräftemessen in Form von Hintern-an-Hintern-Drücken statt. Getreten wurde glücklicherweise fast nicht.
Ich hoffe, dass wir die beiden zu einer möglichst langen Männerfreundschaft verpaaren können.
Mich fasziniert immer, wie komplex das Sozialgefüge innerhalb einer Herde ist. Neben der Rangordnung gibt es auch Zweierfreundschaften, die sehr eng sein können.
An der heutigen direkten Kontaktaufnahme zweier Pferde war mal wieder zu sehen, wie schön, minimal und effektiv Körpersprache zwischen Pferden sein kann. Ich frage mich, wieviel Pony-Kommunikation uns Menschen eigentlich entgeht, weil wir nicht jede kleine Bewegung sehen. Natürlich sind eine ganze Menge Zeichen schon entschlüsselt, aber die gesamte Komplexität wahrzunehmen und zu deuten ist schon eine Menge Arbeit für Menschen. Schließlich ist das für uns eine Fremdsprache. Ohne Sprache.
Oder auch: Arsch trifft auf Eimer.
Bei meinem neuesten Schal passen Muster und Farbe perfekt zusammen. Dass der Effekt so schön werden würde, stellte sich erst während des Strickens heraus und macht mich sehr glücklich.
Auch bei diesem Stück habe ich mit stacked Pooling (oder Stapelpooling) gearbeitet. Dabei versucht man, gleichfarbige Abschnitte im handgefärbten Garn in jeder Reihe an derselben Stelle erscheinen zu lassen. So entstehen Längsstreifen.
Dazu muss zuerst die Maschenzahl gefunden werden, bei der dieser Effekt auftritt. Eine oder zwei Maschen zuviel oder zuwenig und die Streifen verschieben sich in jeder Reihe. Das kann ein erwünschter Effekt sein, das wollte ich hier aber nicht.
Außerdem muss in jeder Reihe die Fadenspannung angepasst werden, weil die Farbabschnitte nicht immer hundertprozentig gleich lang sind.
Schließlich ist nicht nur das Stricken, sondern auch das Färben Handarbeit.
Ich dachte mir, dass es sinnvoll ist, ein Muster zu benutzen, das von sich aus einige senkrechte Linien mitbringt, an denen ich mich innerhalb der Reihen orientieren kann.
In einem japanischen Musterbuch wurde ich fündig.
<Angebermodus ein> Ja, ich kann japanisch lesen. </Angebermodus aus>.
Naja, um ehrlich zu sein: ich kann japanische Stricksymbole lesen. Die sind nämlich im Regelfall international einheitlich. Ähnlich wie Musiknoten.
Das gewählte Muster hat neben den Verschnörkelungen auch einige senkrechte Linien, die mir in jeder Reihe Anhaltspunkte boten. So wusste ich beispielsweise, dass immer an einer dieser Linien der Umstieg von orange zu rot erfolgen musste. Wenn das mit dem Farbwechsel nicht hinkam, musste ich ein paar Maschen auflösen und mit veränderter Fadenspannung neu stricken.
Das Tolle an diesem Muster ist, dass diese senkrechten Linien ziemlich gut mit der Länge der Farbabschnitte zusammenpassen. So betonen sich Muster und Farbe gegenseitig. Wunderbar.
Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ist das Muster auch noch reversibel und der Schal sieht von beiden Seiten gleich gut aus.
Technische Daten:
320g Wollmeise Pure in der Farbe Flohmarkt; 216 x 22cm
Magic Number: 104 Maschen, Nadel 3,5mm
Einmal im Jahr muss ich häuslich werden.
Das passiert üblicherweise in der Vorweihnachtszeit und äußert sich in einer gebackenen Küchenorgie. Im letzten Jahr habe ich neben den Maikekeksen auch gestrickte Weihnachtskugeln produziert.
Die Liebe zum Keks kann ich mir mit meinem schwer zu zügelnden Süßkram-Appetit erklären. Die Begeisterung für die Kugeln entstand mehr durch das Machen-Wollen als durch das Haben-Wollen. Denn dekoriert wird bei mir zu Weihnachten eher nicht.
Aber das Auswählen der Muster, die Umrechnung auf Kugelmaße und das letztendliche Stricken machten mir so viel Spaß, dass dieses Jahr weitere Kugeln in meine Sammlung kommen sollten.
Inzwischen sind es 19 Stück und diese krumme Zahl nagt ein wenig an mir. Eigentlich habe ich alle spontan geplanten Muster verwertet, doch ich denke, ich muss ein wenig weitersuchen und zumindest die 20 vollmachen.
Für alle Interessierten:
Gestrickt habe ich nach den Grundanleitungen Balls Up und Julekuler (je nachdem, wo das jeweilige Muster die Ab- und Zunahmen am besten verträgt). Einige Kugeln sind fast nach Original-Anleitung gestrickt. Ich habe lediglich dort kleine Veränderungen eingefügt, wo ich fand, dass das Shaping das Muster stört. Dabei habe ich jeweils versucht, die Ab- und Zunahmen besser im Muster zu verstecken.
Einige Kugeln beinhalten Muster, die aus ganz anderen Anleitungen entnommen sind. Zum Beispiel aus meinen Pferdesocken oder einer Mützenanleitung. Bei diesen übernommenen Mustern habe ich jeweils geguckt, wie lang ein Musterrapport ist. Die einzelnen Kugelsegmente sind acht, bzw. ein Vielfaches von acht Maschen breit. Musterrapporte von 16 Maschen beispielsweise erstrecken sich über zwei Kugelsegmente. So weit, so einfach.
Bei Musterrapporten von z.B. 14 Maschen habe ich jeweils zwei Maschen hinzugemogelt. Auch nicht problematisch.
Nur zu lange Rapporte konnte ich erst nicht so richtig gut unterbringen. Ich habe getüftelt, ob man die eine oder andere Masche rausnehmen kann, aber meist sieht das nicht wirklich gut aus. Also habe ich in den sauren (Granat-)Apfel gebissen, mir zwei Sätze dünne Nadeln gekauft, neben der Maschen- auch die Reihenzahl im Muster erhöht und das Ganze auf kleineren Nadeln gestrickt.
Das Ergebnis ist, dass ich nun 1,5mm und 1,75mm dicke Nadeln besitze und zwei Kugeln fabriziert habe, deren Gestrick so dicht und stabil ist, dass ich kurzzeitig überlegt habe, ob ich die Styroporkugel-Füllung weglassen kann.
...und entschuldige mich hiermit in aller Form für den Wortwitz.
Vor einiger Zeit hatte ich Lust zum Fotografieren, bin aber nicht mal vom Hof runtergekommen, weil sich zwei der Hofkatzen sehr malerisch zum Schlafen in die Sonne gelegt haben. Mitten in die Einfahrt, bzw. auf die Auto-Motorhaube. Also wurden sie kurzerhand zu Opfern meiner Fotolaune.
Schon Anfang August haben Government of the Dudes auf dem Gröpelinger Sommer in Bremen gespielt und natürlich war ich wieder einmal mit der Kamera dabei. In meinen Urlaubsvorbereitungen ist es allerdings untergegangen, die dort entstandenen Bilder hochzuladen.
Das ist jetzt aber erledigt und alle zeigenswerten Bilder sind hier zu finden. Wer die Ladezeit der Seite nicht abwarten möchte, findet hier schonmal eine kleine Auswahl.
Wenn ich diesen Urlaub mit einem Wort beschreiben müsste, würde das "awesome" sein. Das war eine fantastische Zeit. Ich habe unglaublich viel gesehen. Wunderschöne Landschaften, wilde Tiere, interessante Städte, Kunst.
Früher habe ich gedacht, dass sich das Sprichwort "reisen bildet" nur auf Museen und sonstigen Kulturkram bezieht, aber es ist viel mehr. Es geht darum, Dinge über sich selbst herauszufinden, die man im Trott des Alltags und der gewohnten Umgebung übersieht.
Oder auch mal ganz neue, unbekannte Eigenschaften zu entdecken.
Es geht darum, Menschen kennenzulernen. Mit ihnen zu reden und zu gucken, wie sie im besuchten Land leben. Sich das Beste abzugucken und vielleicht ins eigene Land zu exportieren. Oder sich neue Sichtweisen zu erschließen.
Ich komme jedenfalls mit ganz vielen Erfahrungen, Erinnerungen, Ideen und natürlich Bildern zurück. Nicht nur Bilder im Sinne von Fotos. Ich nehme auch ganz viele Bilder im Herzen mit.
Zum Beispiel von beeindruckenden Landschaften, die ich gesehen habe und von den Gefühlen, die ich dort hatte.
Die Dimensionen dieser Landschaften und auch der Städte sind schwer zu fassen.
Mein Verstand (und meine Reiseführer-Lesefähigkeit) sagen mir beispielsweise, dass das Haus, vor dem ich stehe, 500 Meter hoch ist. Oder dass der Berg, den ich da hinten sehe, 130 Kilometer entfernt ist. Oder dass ich von der Klippe, auf der ich gerade stehe, 300 Meter in die Tiefe gucke.
Aber das sind alles nur Zahlen, die mein Gehirn nicht mehr mit Bedeutung füllen kann. Ich sehe nur: Aha, hoch. Oder aha, weit. Oder aha, tief. Mir persönlich reicht das schon. Die Zahlen dienen mir dazu, Vergleiche zu schaffen. Aber am Ende sind sie eben einfach nur Zahlen. Die Gefühle, die ich wegen dieser Höhen, Weiten und Tiefen hatte, können die Zahlen nicht ausdrücken.
Denn ich habe mich angesichts dieser Größenordnungen oft winzig gefühlt. Andererseits haben gerade die natürlichen Größen auch sehr große Gefühle in mir ausgelöst und ich habe mich als ein Teil der riesigen Natur wahrgenommen. Nicht mehr winzig, sondern auch riesengroß.
Ich habe die Amerikaner als unglaublich freundlich und aufgeschlossen erlebt. Nirgendwo habe ich mich fremd gefühlt. Alle, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin, waren an dem interessiert, was ich zu erzählen hatte.
Genauso interessant fand ich es, ihnen zuzuhören und von ihren Erlebnissen zu erfahren. Und man kommt hier sehr leicht ins Gespräch.
Die Grundlagen zu langjährigen Freundschaften sind auf dieser Reise nicht gelegt worden. Alles blieb auf Smalltalk-Niveau. Aber mehr wollte ich auch nicht.
Ein Problem hatte ich allerdings.
Die Größe des Landes und die anscheinend unerschöpflichen Ressourcen scheinen einen Hang zur Verschwendung zu begünstigen. Alle fahren große Autos, weil Treibstoff so billig ist. Auch in guten Hotels kann es passieren, dass man von Plastikgeschirr isst. Überall gibt es Einwegprodukte. Kein Wunder, dass das amerikanische Wort "Waste" sowohl für "Abfall" als auch für "Verschwendung" steht.
Der Hinweis, dass die Handtücher im Hotel möglichst nicht jeden Tag gewaschen werden sollten, liest sich angesichts dessen komisch.
Eine Sache, die ich nicht vermutet hätte, ist, dass ich es sehr genossen habe, zumindest eine Zeitlang nicht allein unterwegs zu sein. Eigentlich bin ich eine absolute Einzelgängerin, aber auf der zweiten Hälfte der Reise habe ich es regelrecht vermisst, dass ich diese Landschaften mit niemandem, der mir nahe steht, teilen kann.
Andererseits hätte ich viele Tiere nicht gesehen, weil man zu zweit ein anderes Tempo und ganz sicher eine andere Lautstärke hat.
Eigentlich war es schon ganz gut so. Den größeren Teil mit Raffa zu teilen und dann ein paar Tage Egotrip zu machen. Darum habe ich auch gerne Zeit darauf verwendet, jeden Abend im Hotel ein paar Zeilen zu schreiben und einige Fotos zu posten. Das ist meine Art, den Urlaub mit lieben Leuten zu teilen.
Auf jeden Fall ist hier eine neue Leidenschaft entstanden. Ich möchte gerne öfter unterwegs sein und so viel wie möglich von dieser Welt sehen. Hätte ich vor dieser Reise auch nicht gedacht.
In diesem Sinne: Junger Mann zum Mitreisen gesucht. Oder junge Frau. Oder ältere Herrschaften.
Um mich langsam wieder auf die norddeutsche Heimat einzustimmen, wollte ich heute irgendwas mit Wasser machen. Durch Zufall bin ich auf den Hanging Lake Trail gestoßen. Der Hanging Lake befindet sich ca. 250 Kilometer von Denver entfernt und da muss ich morgen sowieso hin. Es ist ein See, der durch eine Verwerfung im Gestein die unter ihm liegende Felsklippe schüsselartig zu überragen scheint. Er wird von mehreren Wasserfällen gespeist und das überlaufende Wasser fließt entlang des Wanderwegs den Berg runter.
Klang interessant. Bilder im Internet sahen schön aus. Musste ich mir angucken.
Mit gut eineinhalb Kilometer Länge ist der Weg zum See eher kurz. Aber auf dieser Strecke steigt man 285 Meter nach oben. Das sind umgerechnet etwa 1400 Treppenstufen. Ohne Treppenstufen. Dafür über Felsen.
Ich habe deutlich länger gebraucht als im Trailguide angegeben. Meine Ausreden: Flachländerin und Fotografin.
Denn auch heute haben sich mein Schneckentempo und meine Aufmerksamkeit bezahlt gemacht.
Mir ist ein Eichhörnchen bei der Ernte begegnet. Der kleine Kerl sprang mehrere Male quer über den Bach neben dem Wanderweg, um im Gebüsch Pilze zu sammeln. Die hat er (oder sie?) dann leichtfüßig auf meiner Seite des Ufers einen Baum raufgetragen. Viel niedlicher kann es wirklich nicht mehr werden.
Ich wusste nicht, dass Eichhörnchen Pilze sammeln und in Baumkronen lagern.
Einer der anwesenden Ranger hat mir gesagt, dass die Hörnchen ab und zu von Bäumen runter mit Kiefernzapfen nach Wanderern werfen, wenn sie sich genervt fühlen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das glauben soll.
Zum Glück bin ich früh gestartet und war vor der Mittagshitze oben am See. Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt!
Das Wasser im See ist kristallklar und der Seegrund von wunderbar türkiser Farbe. Ein wahnsinnig schöner Ort!
Die Wasserfälle sind fast schon kitschig. Dazu gibt es Fische im See und sehr blaue Vögel am Ufer. Die umliegenden Gipfel sind rötlich und tannenbewachsen.
Der Werbeslogan für diesen Bundesstaat heißt "Colorful Colorado" und heute habe ich eine Idee bekommen, was das bedeuten kann.
Ich musste zumindest versuchen, diese Landschaftsschönheit im Bild festzuhalten. Aber auch hier habe ich festgestellt, dass die Fotos der Realität nicht gerecht werden.
Parallel zu den Seefotos habe ich eine Wasseramsel erst beim morgendlichen Putzen und Singen und später beim Jagen erwischt. Zum Glück gibt es von diesen Vögeln nicht allzu viele am See. Ich vermute, die Fischpopulation ist gesichert.
In dieser Höhe hatte ich nicht mit Fischen gerechnet. Aber die Wasserqualität muss der Hammer sein. Es wird peinlich genau darauf geachtet, dass keiner der Wanderer auch nur einen Finger ins Wasser steckt. Verunreinigungen werden so auf einem Minimum gehalten.
Wobei "es wird peinlich genau darauf geachtet" zuviel gesagt ist. Die Wanderer tun es von sich aus nicht. Alle bemühen sich darum, dass die Natur nicht mehr als notwendig belastet wird. Dazu gehört auch, dass man selbstverständlich nicht vom vorgegebenen Weg abweicht.
Vorm Abstieg musste ich mir noch den etwas höher gelegenen Anfang des Wasserfalls angucken. Er startet hauptsächlich in einem 50 cm großen Loch im Fels und das Wasser schießt mit einem gewaltigen Druck heraus.
Der Rückweg ging natürlich etwas schneller als der Aufstieg, aber auch hier habe ich mir Zeit gelassen. Von vielen entgegenkommenden Wanderern wurde ich gefragt, ob es noch weit bis zum See sei. Nach und nach wurde meine Antwort weniger enthusiastisch. Schwitzenden Menschen zu sagen, dass sie noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft haben, fällt schwer. Ich war trotzdem ehrlich. Aber ich habe alle beteiligten Parteien damit getröstet, dass es auf dem Weg nach oben immer wieder tolle Ausblicke auf den Gebirgsbach gibt und dass das Ziel die Anstrengung wert ist.
Am Ende des Trails steht man wieder am Colorado River. Ja, das ist der, den man vom Goldrausch kennt.
Die letzte Viertelstunde zum Parkplatz läuft man am Fluss entlang. Ich konnte es kaum glauben, dass nur wenige Meter von mir entfernt drei Otter schwammen und sich Krebse oder ähnliche Scherenträger aus dem Wasser fischten. Zum Glück platschten sie beim Auf- und Untertauchen, sonst hätte ich sie wegen des bewachsenen Ufers nicht bemerkt.
Mit diesen Bildern der faszinierenden Landschaft und der vielfältigen Tierwelt habe ich mich auf den Weg nach Denver gemacht. Morgen Abend gehts zurück nach Hause. Irgendwie freue ich mich auf mein eigenes Bett und auf meine Freunde. Andererseits könnte ich noch lange eine tägliche Dosis an Naturwundern ertragen.
Auf dem Rückweg Richtung Denver war ich heute im Canyonlands National Park. Der Colorado River und der Green River haben es sich hier hübsch gemacht.
Die Canyons sind natürlich nicht so groß wie der Grand Canyon. Mir waren sie aber groß genug.
Einerseits fühle ich mich in dieser riesigen Natur winzig. Andererseits fühle ich mich aber auch als Teil dieser Natur und damit riesengroß.
Wunderbar.
Anders als viele andere Wanderer im Park habe ich ein fast schneckenartiges Gehtempo.
Mir kommt es nicht darauf an, möglichst viele Ziele in möglichst kurzer Zeit zu erledigen. Ich mag es, die Natur intensiv wahrzunehmen und das kann ich nur, wenn ich mir Zeit nehme. Dafür sehe ich Details, die vielen Leuten entgehen.
Zwei junge Männer (beide mit Kameras bewaffnet) sind ein Stückchen hinter mir hergelaufen und haben geguckt, welches Motiv soeben meine Aufmerksamkeit weckte. Nach einer halben Stunde bedankten sie sich ganz artig, dass ich einige interessante Bilder für sie gefunden habe und zogen an mir vorbei.
Schon im Arches National Park habe ich eine Eidechse entdeckt. Von dieser Sorte laufen in den Canyonlands viiiele herum. Einige konnte ich mit der Kamera einfangen.
Auf dem Weg zu einem Getreidespeicher der Pueblo fiel mir eine kleine Blume mit drei etwa daumennagelgroßen Blüten auf. Eine winzige Nahrungsquelle inmitten der unwirtlichen Landschaft. Von Insekten belagert und teilweise hart umkämpft. Es war ein schöner Zufall, dass ich heute Morgen das Makroobjektiv eingepackt habe und so konnte ich ein paar tolle Bilder von diesen Insekten machen.
Um dem Ganzen ein paar Maßstäbe zu geben: Die Tiere sind jeweils nur ein paar Millimeter groß und ich habe ca. 500 Fotos geschossen. Es war windig und die Tiere ständig in Bewegung. Darum habe ich mehr auf Masse und auf einen Glückstreffer bei den Fotos gesetzt. Am Ende hatte ich etwa 20 Glückstreffer.
Mich machen solche Fototouren immer sehr glücklich. Ich fühle mich wie eine erfolgreiche Jägerin.
Ein gutes, scharfes (Makro-)Foto lässt mich breit grinsen, weil ich darauf Sachen sehe, die ich mit bloßem Auge nicht sehen kann.
Den Getreidespeicher der Pueblo habe ich übrigens nicht gesehen.
Vor gut 800 Jahren legten die Pueblo in Felsüberhängen an möglichst geschützten Stellen (d.h. weit oben) Ziegelbauten für ihre Vorräte an. Der Weg auf den Felsen hinauf war noch ganz gut für mich machbar. Die letzten zweieinhalb Meter führten über eine schmale ungesicherte Schräge. Da bin ich nicht drüber gegangen. Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich den Weg gemacht. Aber ich hatte die ganze Kamera-Ausrüstung dabei. Nicht auszudenken, wenn der was passiert wäre...
Nee, im Ernst. Ich habe mich einfach nicht getraut.
Mir wurde aber von anderen Wanderern versichert, dass der Speicher genau so aussieht, wie auf der Infotafel neben mir.
Heute ging es früüüh los ins Monument Valley. Solange die Temperaturen noch halbwegs erträglich waren, bin ich immer mal wieder ein kleines Stückchen gelaufen und zwischendrin gefahren.
Diese Weite ist unfassbar. Und ein bisschen unheimlich.
Denn außer mir waren nur wenige Menschen/Autos unterwegs. Mein Handy hatte bereits seit gestern Abend keinen Empfang mehr und ich vermute, dass das noch bis morgen oder übermorgen so bleiben wird.
Als dann vormittags während eineinhalb Stunden Autofahrt auch kein Radioempfang möglich war, wurde mir ein bisschen mulmig.
Eigentlich liebe ich leere Landschaften wie z.B. das Meer. Diese Gegend hat aber einen ganz anderen Maßstab. Durch kleinste Anhöhen erweitert sich der Blickwinkel ungemein und man kann unerwartet weit in die Ferne gucken.
Es gibt im weiten Umfeld keine Städte, die durch Staub und Abgase die Luft trüben.
Obwohl die Weite und die Leere sehr fremd für mich waren fühlte es sich irgendwie auch vertraut an, die Landschaft zu erleben. Denn aus vielen Filmen und Serien kennt man diese Bilder. Aber die TV-Bilder (und auch meine Fotos) können nicht wiedergeben wie unglaublich es sich anfühlt, auf einem Hügel inmitten dieser Weite zu stehen. Die Stille zu erleben. Den leichten Wind und die Hitze zu spüren. Die saubere Luft zu riechen.
Was für ein Erlebnis... Ich sitze gerade im Hotel (hurra, Internet!) und bin immer noch ein bisschen sprachlos.
Wieviel schöner kann es eigentlich noch werden?
Heute Morgen bin ich mit einer kleinen Gruppe durch den Lower Antelope Canyon gelaufen. Die leuchtendroten Felsen und die wunderschönen Formen des Canyons zu sehen, war ein unbeschreibliches Erlebnis.
Ein- und Ausstieg sind eigentlich nur kleine Spalten im Boden. Man bemerkt sie erst, wenn man wenige Meter davor steht. Und plötzlich befindet man sich in einer anderen Welt. Es ist kühler und das von oben eindringende Sonnenlicht wird durch die roten Felsen reflektiert.
Traumhaft.
Ein bisschen Angeberwissen für die nächste Party: Der Antelope Canyon heißt nicht etwa "Antelope", weil es hier früher mal Antilopen gegeben hat. Hat es nämlich nie. Die im Gebiet des Canyons lebenden Gabelböcke erinnerten die Siedler aber an asiatische und afrikanische Antilopen. Gabelböcke gehören zu einer ganz anderen Familie als Antilopen. Aber wir wollen angesichts dieser Schönheit mal nicht kleinlich sein.
Nachmittags bin ich (nicht nur wegen des Namens) Richtung Horseshoe Bend gefahren. Der Colorado River macht hier eine scharfe Kurve.
Mein Weitwinkelobjektiv hat leider nicht gereicht, um die ganze Szenerie einzufangen. Außerdem hat mir mein Selbsterhaltungstrieb gesagt, dass ich mal lieber auf das perfekte Foto verzichte und dafür einen Meter von der Felskante entfernt stehen bleibe. Ohne Warnung oder Sicherung geht es dort nämlich 300 Meter runter.
Eigentlich wollte ich mich morgen im Monument Valley einer Reittour anschließen. Aber schon im Arches National Park habe ich festgestellt, dass ich mit Wüstenklima nicht gut zurechtkomme. Die Temperaturen setzen mir zu und ich befürchte, dass ich mich mit einem längeren Ritt übernehme.
Also Planänderung: Ich nehme das Monument Valley nur am Rande mit und bin frühmorgens (vor der allzu großen Hitze) dort. Nachmittags/Abends fahre ich ein großes Stück in Richtung Denver.
Der Bryce Canyon ist auf der Liste der schönsten und faszinierendsten Plätze der Erde heute für mich ganz nach oben gerutscht.
Ein lieber (nun leider Ex-)Kollege hat mir diesen Canyon, der genau genommen gar kein Canyon ist, empfohlen und ich bin restlos begeistert. Diese Gesteinsfarben und die unglaublichen Formen, die von Wind und Wetter in den Felsen gemeißelt werden. Waaahnsinn.
Nach jeder Wegbiegung hat man eine neue fantastische Aussicht oder sieht einzelne Felsen aus einer anderen Perspektive.
Schon auf dem Parkplatz flatterte ein Kolibri an mir vorbei. Das sollte für heute nicht der letzte sein und das war auch nicht das einzige Tier, das mir begegnete.
Zum Glück waren die anderen Tiere geduldiger, bzw. langsamer. Kolibris einzufangen übersteigt meine fotografischen Fähigkeiten. Noch.
Ich bin auf einem mehrere Kilometer langen Trail durch den Park gewandert und habe nur noch gestaunt.
Manchmal auch gepustet. Denn der Park liegt etwa 2500 Meter über dem Meeresspiegel und mein Trail beinhaltete einen Höhenunterschied von ca. 300 Metern. Nicht etwa gut verteilt. Nein, erst steil runter, dann geradeaus, dann steil hoch.
Egal. Viele Pausen machen. Langsam laufen. Ist auch besser, um die interessantesten Fotomotive zu sehen.
Glücklicherweise ist es durch die Höhenlage nicht ganz so unschön warm wie gestern.
Die dünne Luft hat einer Dame allerdings so zu schaffen gemacht, dass sie sich am Ende des Aufstiegs lauthals übergeben musste. Wieder was herausgefunden: An dieser Stelle des Parks herrscht eine Bomben-Akustik. Leider.
Mal abgesehen von dieser Episode und von einigen lauten Touristen ist es unglaublich still. Mir ist nie bewusst gewesen, von wievielen Geräuschen man eigentlich ständig umgeben ist. Im Umkreis des Parks gibt es keine Städte mit Autolärm. Nur wenige Vögel leben hier. Selbst die sonst immer anwesenden Grillen halten sich hier in Grenzen.
Wie laut der Auslöser der Kamera plötzlich ist...
Die turmartigen Hoodoos findet man im gesamten Park. Sie erinnern je nach Lichteinfall oft an Menschen oder Tiere.
Schon gestern im Arches National Park habe ich gedacht, dass man sich lange mit einer einzigen dieser Steinformationen beschäftigen kann, bis man alle ihre Details gesehen hat. Der Gedanke kam mir heute wieder in den Sinn. Und hier stehen hunderte interessante Felsen und Felsgruppen herum. Man kann sich eigentlich nicht adäquat mit jeder auseinandersetzen.
Aber ich habe mir viel Zeit genommen und neben einer Menge Fotos auch eine ganze Menge Erinnerungen im Gepäck.
Keine Ahnung, wie oft mir heute ein "oh woooow" über die Lippen kam.
Ich hätte nie gedacht, wieviel Natur an einem Ort versammelt sein kann. Die Dimensionen und die Farben sind einfach überwältigend.
Bis zum Delicate Arch, der Utahs Wahrzeichen ist, bin ich heute nicht gelaufen. 101° Fahrenheit (das sind ca. 38° Celsius) und praller Sonnenschein waren mir einfach zu viel. Schatten gibt es fast nicht auf dem Weg dorthin.
Ich habe mir dafür diverse andere beeindruckende Felsformationen und auch ein paar kleinere Steinbögen angeguckt. Woooow.
Die Steine wirken beinahe schwerelos.
Sobald hier ein bisschen Wasser fließt, ändert sich die Vegetation und man sieht für eine Wüstengegend eher ungewöhnliche Tiere. Frösche oder Libellen zum Beispiel. Mit denen habe ich hier nicht gerechnet.
Genauso wenig hätte ich dauerhafte Besiedlung durch Menschen erwartet, weil die Gegend zwar beeindruckend, aber eher lebensfeindlich ist. Doch auch die wenigen menschlichen Bewohner früherer Zeiten haben hier ihre Spuren hinterlassen. Eine Siedler-Hütte aus dem Ende des 19 Jh. nebst Paddock für ein paar Rinder und Pferde steht noch und die Ute haben um 1650 bis 1850 n.Chr. wunderbare Zeichnungen in den Fels geritzt.
Erstaunlich, dass diese Bilder immer noch erhalten sind, wo doch das umliegende Land von Erosion gezeichnet ist und ständig neu geformt wird. Doch so schnell geht's mit der Verwitterung ja nicht. Die Zeichnungen befinden sich an einer geschützten Stelle und der Fels ist von einer härteren Sorte als viele andere umliegende Gesteinsarten.
Oder die Azubis der Parkverwaltung trainieren hier allabendlich ihre Graffiti-Fähigkeiten. Denkbar, aber eher unwahrscheinlich.
Bei der Größe des Landes und der Abgelegenheit vieler Ecken frage ich mich, wieviele Felszeichnungen noch unentdeckt sind.
Der Tag startete doof: Raffas Urlaub ist zuende. Ich habe ihn morgens zum Flughafen gebracht und bin ab jetzt allein unterwegs. Komisches Gefühl...
Eigentlich bin ich ja eher eine Einzelgängerin und brauche oft Zeit ohne andere Menschen. Ich hätte nie gedacht, dass ich problemlos so viel Zeit am Stück mit einem Menschen verbringen kann. Danke Raffa!
Wieder was über mich gelernt.
Ich musste mich nach dem Abschied mit etwas Weich-Kuscheligem trösten. Also führte mich der Weg heute Morgen zum nächsten Garngeschäft.
Vernünftigerweise wurde aber nur ein Buch eingekauft. Sämtliche bestreichelte Wolle ist im Laden geblieben.
Die Wollshops in den USA sind belebter als in Deutschland. Während der Öffnungszeiten scheint dort ein andauerndes Stricktreffen stattzufinden. Eingekauft wird natürlich auch, aber irgendwie geht es dort mehr um das gesellschaftliche Ereignis.
Eine der anwesenden Damen erzählte mir ganz stolz, dass sie mit einem deutschen Garn arbeitet: Volmäis.
Oder auf deutsch: Wollmeise.
Meine Lieblingsmarke. In den USA nur seeehr teuer zu bekommen.
Bei der Farbbezeichnung "Pfefferminzprinz" musste die Dame allerdings passen. Sie hat nicht einmal versucht, das Wort auszusprechen.
Am frühen Nachmittag ging es auch für mich raus aus Memphis und per Flugzeug nach Denver.
Selbst ohne jemanden, hinter dem ich einfach nur herlaufen muss, habe ich alles gefunden und bin gut angekommen. Schon wieder danke Raffa! Du hast mir alles super erklärt.
In Denver: Mietwagen einsammeln und ab auf die Piste.
Leider bin ich Flachländerin und stamme aus einem kleinen Land. Darum habe ich mir im Vorfeld gedacht, dass ich abends noch mal eben aus Denver raus und schonmal in Richtung Nationalparks fahren könnte.
"Mal eben raus" sind hier längere Strecken als in Deutschland. Außerdem unterscheidet sich eine norddeutsche Flachlandautobahn minimal von einer Interstate im Gebirge.
Das war ein langer Abend...
Auch wenn ich überzeugt war, dass ich mehr fotografiere, wenn ich allein bin, ist heute kein einziges Foto entstanden. Aber ab morgen gibt es kein Halten mehr.
Nachdem wir ja gestern mit den Sun Studios die erste Wirkungsstätte von Elvis besuchten, war heute sein Wohnhaus dran. Graceland.
Wie erwartet/befürchtet ist das eine riesige Besuchermaschinerie. Das neu gebaute Besucherzentrum erinnert mehr an einen Vergnügungspark.
Auch hier fand ich es einerseits beeindruckend, das Haus, das ich von vielen Bildern kenne, zu sehen und zu betreten. Andererseits fühlt es sich ein bisschen befremdlich an, so in die Privatsphäre eines Fremden einzudringen. Obwohl die obere Etage mit den Schlafzimmern gesperrt ist.
Nun kann man aber eigentlich angesichts der vielen Menschen und des hochprofessionellen Audio-/Videoguide-Equipments nicht gerade von Privatsphäre sprechen...
Im Haus hingen Bilder von einigen Pferden, die Elvis gehörten. Auch ein paar Tennessee Walking Horses waren dabei. Diese Rasse ist eine von wenigen, die die besondere Gangart Tölt beherrscht. Genau wie unsere Islandpferde. Nur sind die Tennessee Walker mehr auf Eindruck schinden gezüchtet und ihre Gangart heißt nicht Tölt, sondern Walk.
Auch heute leben noch Pferde auf der Ranch. Getöltet ist keiner von ihnen. Grasen war wichtiger.
Vor ein paar Tagen war der 40. Todestag von Elvis. Also, wenn er denn wirklich tot ist...
Aber es standen jede Menge Kränze und andere Blumengestecke aus aller Welt an seinem Grab. Schon toll, wie er immer noch die Massen über alle Ländergrenzen hinweg begeistern kann.
Nach einem sehr reichlichen Mittagessen in der Beale Street schauten wir kurz in der Gibson-Gitarrenfabrik vorbei. Obwohl deren Internetseite sagt, dass zur Zeit keine Touren durch die Produktionshallen stattfinden, haben wir einfach mal vor Ort nachgefragt. Und siehe da: Wir waren acht Minuten vor dem nächsten Tourstart da.
Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft wir in diesem Urlaub ein perfektes Timing hatten.
Am Standort Memphis werden täglich 60 E-Gitarren hergestellt. Erstaunlich, wieviele Arbeitsschritte dazu notwendig sind und dass diese Menge den weltweiten Bedarf an Gibson-Gitarren deckt.
Morgen wird es ein bisschen traurig: Raffa muss nach Hause.
Das heißt, dass ich ab dann allein unterwegs sein werde. Für mich geht es weiter nach Denver und in einige Nationalparks. Viel Autofahren, aber sicher auch viele fantastische Eindrücke.
Wir wollen mal hoffen, dass ich genügend Speicherkarten für meine Kamera eingepackt habe.
Morgens waren wir im National Civil Rights Museum. Das befindet sich zum größten Teil im erhaltenen Lorraine's Motel, in dem Martin Luther King ermordet wurde. Es befasst sich mit dem unglaublich langen und harten Kampf der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Schon bedrückend, wie Menschen mit anderen Menschen umgingen und noch immer umgehen.
Ein Paar im Fahrstuhl meinte, dass wir uns hier mit einem ganz dunklen Kapitel der amerikanischen Geschichte befassen. Wir haben dann gesagt, dass auch die deutsche Geschichte ziemlich dunkle Kapitel zu bieten hätte. Jaja, grinsten sie, der Österreicher...
Aber es ist wichtig, dunkle Kapitel nicht zu vergessen. Man kann nur aus ihnen lernen.
Nachmittags wurde das Thema dann leichter. Wir wandelten auf den Spuren des anderen Kings.
Elvis war einer von vielen berühmten Leuten, die in den Sun Studios ihre Platten aufgenommen haben.
Bei der Studiotour stand ich am gleichen Platz, an dem auch Elvis schon gestanden und gesungen hat. Das Singen habe ich mir verkniffen.
Sam Phillips, der die Studios gründete, hat verfügt, dass das Mikrofon, das u.a. von Elvis benutzt wurde, nie hinter Glas ausgestellt werden sollte. So darf jeder der Tourbesucher das gute Stück anfassen, hineinsingen und es bei Bedarf auch küssen. Letzteres wird vom Tourguide nicht empfohlen, aber auch nicht verboten.
Den Abend beschlossen wir ganz ruhig am Mississippi. Ohne Raddampfer. Dafür mit den unvermeidlichen lauten Grillen.
Heute waren wir wieder eine längere Strecke auf der Straße unterwegs und haben eine weitere berühmte Destille besucht: Jack Daniel's.
Entweder ist diese Destille üblicherweise ein Reiseziel von fußlahmen Gästen oder die Besucher brauchen nach der Besichtigung/Verköstigung eine Mobilitätsunterstützung. Es gibt hier einen Shuttle-Service vom Parkplatz zum Besucherzentrum. Das sind knapp 100 Meter. 150 Meter, wenn man am hinteren Ende des Platzes parkt.
Wir sind ganz mutig zu Fuß gegangen und haben nicht mal ein Lunchpaket für den Weg eingepackt.
Im ganzen Bezirk Lynchburg, in dem sich die Destille befindet, darf bis heute kein Alkohol gehandelt werden. Also gibt es für die Destille mehrere Ausnahmeregeln. Oder anders ausgedrückt: Geschickt formulierte Vorschriften. So kauft man im Souvenirshop nur sehr teure Flaschen. Den zufällig darin befindlichen Whisky schenkt einem die Firma.
Alles, was auf den Führungen verköstigt wird, kauft die Destille bei einem Händler in Nashville. Die Besucher zahlen für die Führung. Diese beinhaltet die kostenfreien Proben der verschiedenen Whiskysorten.
Obwohl Whisky nie mein Lieblingsgetränk werden wird, habe ich mich überwunden und einige Sorten getestet. Von jeder natürlich nur einen wöönzigen Schluck. Schließlich musste ich noch fahren.
Den mit ziemlich viel Honig versetzten Tennessee Honey fand ich am wenigsten schmerzhaft.
In früherer Zeit soll es sogar eine riesige Mauer gegeben haben, die die Destille schützen sollte. Das konnte uns unser Tourguide allerdings nicht bestätigen.
Aber die riesigen Lagerhäuser, in denen die Fässer einige Jahre reifen, sind immer noch mit beeindruckenden Zäunen gesichert.
Nashville wurde heute für uns zu Nassville.
Vormittags haben wir die Cheekwood Estate besucht und uns die Dressing Downton Ausstellung angeguckt. Toll, mit wieviel Liebe zum Detail die Kostüme für die Serie Downton Abbey gestaltet sind. Aber auch seltsam, ausgerechnet in den USA eine Ausstellung über diese sehr, sehr britische Serie zu besuchen.
Das draußen tobende Gewitter haben wir durch die Scheiben des herrschaftlichen Hauses bestaunt und uns mal wieder gesagt, dass wir ein perfektes Timing besitzen. Unser anschließender Gang durch die Gärten wurde dann aber anstrengend, weil das Gewitter die Luft zwar nicht abgekühlt, aber deutlich feuchter gemacht hat. Noch feuchter. Puh.
Nach einer Trocknungspause im Hotel mussten wir uns abends dringend noch eine Antiquität ansehen: Den Parthenon.
Ja, ich weiß, der steht in Athen.
Das bedeutet aber nicht, dass man das Ding nicht in Originalgröße nachbauen kann. Und wenn man schonmal dabei ist, dann macht man's auch hübsch und baut es ohne diesen ganzen Ruinenquatsch. Ach ja, Marmor is nich. Der Nashviller Parthenon ist aus Beton. Reimt sich auch besser.
Das dahinter aufziehende Gewitter machte die Szenerie dann doch eindrucksvoll und wurde von uns zwischen den Säulen des Eingangsbereiches ausgesessen. Wieder mal perfektes Timing.
Auf dem Rückweg habe ich die ersten Glühwürmchen meines Lebens gesehen und zwei Wachleute kennengelernt, die uns daran hinderten, Hausfriedensbruch zu begehen. Wir hatten keine bösen Absichten. Wir haben lediglich die nicht vorhandenen Schilder übersehen, die uns darüber informieren hätten können, dass der Bürgersteig, den wir betreten wollten, zu einem Privatgrundstück gehörte.
Aber die Jungs waren wirklich freundlich und wir haben sie zwanzig Minuten von der Arbeit losgequatscht. Irgendwann mitten im Gespräch hätten sie uns sogar erlaubt, bis zur nächsten Straßenecke auf dem besagten Privatbürgersteig zu gehen. Wir sind halt nett. Aber wir haben es dann doch vorgezogen, den Glühwürmchenweg im Park zu benutzen.
Von den Auslandseinsätzen der beiden haben wir auch erfahren. Der eine war in Deutschland stationiert, der andere im Irak. Einer von beiden erzählte begeisterter von seiner Stationierungszeit.
Ich muss ein bisschen ausholen. Vor längerer Zeit habe ich entdeckt, dass genau an meinem Geburtstag in den USA eine totale Sonnenfinsternis stattfindet. Immer wieder habe ich gedacht, dass es doch irgendwie lustig wäre, dorthin zu fliegen und dem Ereignis beizuwohnen.
1999 sind wir mit diversen Leuten durch ganz Deutschland gefahren, um uns die totale Finsternis über Ulm anzugucken. Die lange Strecke für ein paar Minuten Dunkelheit hielt ich erst für ein bisschen übertrieben. Aber es war ein wunderbarer Kurzurlaub und die Sonnenfinsternis sehr beeindruckend. Trotz der Wolkendecke und des Nieselregens.
Alleine hätte ich diese USA-Reise vermutlich nicht angetreten. Aber als Raffa Ende letzten Jahres sagte, dass er mitkäme, war es klar: Wir fahren.
Okay, wir sind mehr als ein verlängertes Wochenende unterwegs und eigentlich ist die Finsternis nur ein kleiner Tagesordnungspunkt auf der großen Reise. Aber sie ist der Anlass für unseren Trip und heute ist es soweit.
Wir haben den perfekten Platz an einer kleinen Seitenstraße in Tennessee gefunden. Wolkenloser Himmel, freie Sicht, ein paar schattenspendende Bäume drumherum.
Erst als die Sonne nur noch als schmale Sichel zu sehen war, konnten wir einen Unterschied in der Helligkeit bemerken. Eigentlich wie eine ganz normale Dämmerung, aber das Sonnenlicht wurde nicht wie gewohnt roter, sondern blieb blau. Ganz eigentümliche Lichtstimmung.
Dann wurde die Sichel schmaler, ... schmaler, ... schmaler... Und in dem Moment, als die Sonne komplett vom Mond verdeckt wurde, leuchtete die Korona auf. Wunderschön.
Über das Feld konnten wir das Jubeln von den umliegenden Farmen hören. Immerhin keine Schüsse oder religiöse Gesänge.
Meine Kamera hat, genau wie ich, eine Schutzbrille bekommen und ich bin erstaunt, wie gut die Aufnahmen geworden sind. Ohne Stativ oder sonstige Hilfsmittel. Klar wäre es technisch besser gegangen, aber ich hatte keine Lust auf einen Riesenaufwand und Geschleppe, sondern wollte das Naturereignis erleben. Die Fotos sind nur zum Teilen mit anderen Leuten da. Das Erlebnis kann ich sowieso nicht im Bild festhalten.
Und ein Erlebnis war es.
Nach der Finsternis kamen zwei Bewohner des benachbarten Hofes zu uns. Sie hatten das New Yorker Kennzeichen unseres Mietwagens gesehen und fragten uns erstaunt, ob wir denn etwa gaaaanz von New York aus hier rausgefahren seien??? Wir konnten sie beruhigen. Nein, nicht von New York. Aus Germany.
Es folgte ein äußerst lustiges Gespräch, in dem uns der ältere der beiden erzählte, dass sein Opa im zweiten Weltkrieg in Deutschland gewesen sei und ob wir in der Nähe von Remagen wohnen würden. Nun ja. Für deutsche Verhältnisse ist Remagen ziemlich weit weg von Bremen. Für amerikanische Verhältnisse ist Remagen ein Vorort von Bremen.
Nachdem wir morgens/mittags die Stille genossen haben, wurde es nachmittags bunt und laut.
Es ging nach Downtown Nashville. Zuerst ins Johnny Cash Museum und dann durch die Bars und Cafés, in denen überall Livemusik gespielt wird.
Rückblickend ein fantastischer Geburtstag.
Wie lang ist das größte bekannte Höhlensystem der Erde, wenn man mal alle Kurven darin glättet?
A. 10 km (Bremen--Lilienthal)
B. 100 km (Bremen--Nordsee)
C. 300 km (Bremen--Bonn)
D. 650 km (Bremen--Garmisch-Partenkirchen)
Genau. 650 Kilometer. Und das ist nur der bisher erforschte Teil.
Raffa und ich haben heute einen ganz kleinen Teil dieses Systems selbst erforscht. Die Mammoth Cave ist nicht nur lang, sondern an einigen Stellen auch sehr hoch.
Wirklich beeindruckend. Ein bisschen wie die vorgezogene Sonnenfinsternis: Dunkel, kalt, leise.
In der Höhle haben übrigens nie Mammuts gelebt. Der Name soll nur ausdrücken, dass die Höhle sehr, sehr groß ist.
Außerhalb der Höhle haben wir natürlich auch die oberflächliche Natur genossen. Die ist hier größer und bunter als zuhause.
Auf der Rückfahrt begeisterte mich mal wieder ein Amerikaner. Und das kam so:
Wir fahren auf eine Kreuzung zu. Das rote Licht an der Ampel blinkt. Ich halte an, schließlich ist es rot (wenn auch ein blinkendes Rot). Hinter mir halten zwei weitere Autos. Irgendwann schert der erste aus, hält neben mir und sagt mir ganz freundlich, dass das eine gleichberechtigte Kreuzung ist und ich einfach fahren kann, wenn aus den Seitenstraßen keiner kommt.
Ohne Hupen, Brüllen, Vollgas-Geben. Einfach nur freundlich und hilfsbereit. Schön.
Apropos Autofahren. Auch hier: ganz große Gefühle.
Es ist alles so viel unkomplizierter als in Deutschland. Die Beschilderung auf den Straßen ist deutlich sparsamer. Ja, man braucht ein Navi (oder Abenteuerlust), aber man hat keine Reizüberflutung.
Spurwechsel auf Interstates (Autobahnen) gelten als gefährlich. Man bleibt einfach so lange wie möglich auf einer Spur. Darum darf auch rechts überholt werden, was am Anfang gewöhnungsbedürftig ist. Aber da alle sowieso fast gleichschnell (bzw. aus deutscher Sicht gleich langsam) fahren, wird natürlich auch nur sehr langsam überholt. Stressfrei. Angenehm.
Inzwischen sind wir gut im Süden Nashvilles angekommen, wo wir ein Hotelzimmer beziehen konnten, das etwas größer als meine Wohnung zuhause ist.
Morgen erleben wir dann die Sonnenfinsternis, für die die Chancen auf wolkenfreien Himmel sehr gut aussehen.
Roadtrip!
Um nicht diverse halbe Tage im Auto zu verbringen, sind wir heute ziemlich lange gefahren. Meine erste Autofahrt in den USA! Vorher hatte ich wirklich Bedenken, ob ich mit der Automatikschaltung zurechtkomme und nicht an jeder Ampel versuche zu kuppeln. Aber ich bin erstaunt und ziemlich stolz darauf, wie gut das Fahren ging.
Die nicht vorhandene Kupplung (soll heißen: das Bremspedal) wurde nur ganz wenige Male angesteuert. Und nie gedrückt! Nur die rechte Hand griff öfter mal nach dem ebenso nicht vorhandenen Schalthebel. Naja, damit kann ich leben.
Unser Mietwagen war leider später als gedacht verfügbar. Wir hatten also unterwegs kaum Zeit, uns Sachen anzusehen, wenn wir nicht erst in der Nacht im Hotel sein wollten. Dafür haben wir von der Mietwagenfirma ein Upgrade auf ein SUV bekommen. Juhu. Ein noch größeres Auto... Und vor allen Dingen ein Vorurteilbehaftetes.
Nur ein Pausenstopp war uns (also hauptsächlich Raffa) wichtig: Die Jim-Beam-Destille. Traurig für Raffa: Der Souvenirshop hatte schon zu. Glück für mich: Wir hatten einen Sonnenuntergang mit herrlichem Licht.
Mein Tag startete ziemlich früh. Ich bin zeitig wach geworden, habe meine Kamera geschnappt und bin losgezogen.
Eigentlich hatte ich die Hoffnung, dass ich zu dieser pervers frühen Uhrzeit die Bean fast für mich alleine hätte und ein paar tolle Bilder machen könnte. Aber weit gefehlt: Dort war der Teufel los. Ca. 100 bunt trikotierte Sportler zogen da ihr Morgenprogramm durch. Mit Musik und Anfeuerung und Dinomaskottchen.
Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Raffa im Hotel gings hoch hinaus: Wir waren auf dem Willis Tower. Für die Älteren: Der hieß früher mal Sears Tower.
Auch in Chicago werden Dinge nach dem Meistbietenden benannt.
Der ganze Turm ist 520 Meter hoch. Das sind 325 Mal Maike. Oder 283 Mal Obama.
Auf der Aussichtsetage in etwa 400 Meter Höhe hat man einen Wahnsinnsblick über die Stadt. Der größte Adrenalinkick war der Glaskasten, der über die Fassade heraus ragt und durch dessen Glasboden man direkt nach unten gucken kann.
Wenn ich bedenke, dass ich vor fünfzehn Jahren nicht mal auf einen Stuhl gestiegen bin... Und nun stehe ich 400 Meter über dem Abgrund, schaue runter und genieße das Kribbeln im Bauch. Obwohl ich den ersten Schritt raus nur mit der Hand an der Wand machen konnte.
Nachmittags trennten sich dann die Wege von Raffa und mir. Er ist ins Kino gegangen und ich habe zwei Garnshops besucht. Das Damenprogramm sozusagen.
Ich bin immer wieder begeistert, wie leicht man ins Gespräch kommt, wenn man ein gemeinsames Hobby hat. Man zeigt sich gegenseitig Fotos von den aktuellen Projekten und tauscht sich über neue Techniken oder Tricks und Tipps aus.
Die Damen von Fireflyfiberarts haben den Laden extra für mich eine Stunde länger offen gelassen. Wir saßen so nett zusammen und haben an unseren Projekten gearbeitet.
Morgen geht es schon wieder aus Chicago hinaus und in Richtung Süden zur Sonnenfinsternis. Auf dem Weg nehmen wir natürlich noch ein paar Sehenswürdigkeiten mit.
Heute drehte sich alles irgendwie um Kunst. Vormittags stand das Art Institute of Chicago auf dem Programm. Ich habe ein paar Bilder gesehen, die ich schon seit Jahren sehen wollte. Und noch viele, viele mehr.
Besonders überrascht haben mich die Thorne Miniature Rooms. Puppenhausartige Zimmer, die die Inneneinrichtung verschiedener Epochen darstellen. Mit einer unglaublichen Liebe zum Detail ausgestaltet. Zum Beispiel stand in einem der Räume ein Schachbrett. Seitenlänge nicht ganz zwei Zentimeter. Und trotzdem war jede einzelne Figur zu identifizieren.
Vor dem Museum traf ich auf einige Musiker. Deren Schlagzeuge sahen aus wie Eimer und klangen auch so. Das tat der Spielfreude aber keinen Abbruch und die Jungs waren wirklich gut.
Auf dem Rückweg zum Hotel bin ich an Chicagos Cultural Center vorbeigekommen und musste ganz dringend einen Blick ins Treppenhaus werfen. Das ist mal eine Inneneinrichtung, die sich sehen lassen kann.
Auch ein anderes Stück Kunst im öffentlichen Raum begeistert in der Nähe des Kulturzentrums die Massen. Ich kenne diesen Brunnen aus dem Fernsehen (ähnlich wie The Bean und die Buckingham Fountain) und genieße gerade das Gefühl, diese Dinge mal "in echt" zu sehen.
Abends stießen wir durch Zufall auf Calders Flamingo, den ich auch schon öfter im TV entdeckt habe. Das Foto ist allerdings erst am nächsten Morgen entstanden, als ich meine senile Bettflucht in der Stadt ausgetobt habe, damit R. noch ein bisschen in Ruhe weiterschlafen konnte.
Erste Beobachtung: Die Amerikaner sind enorm freundlich und hilfsbereit. Überall fühlt man sich willkommen. Andere Menschen (und insbesondere Kunden) anzulächeln ist hier eine Selbstverständlichkeit.
Die Grundstimmung der Leute ist deutlich positiver als zuhause.
Wir sind heute mit Slippery Slope und Johnny Rocco, zwei unglaublich lustigen Stadtführern in den Tag gestartet. Die beiden erzählten uns fast zwei Stunden lang etwas über die Prohibition und die damit verbundene reichhaltige Gangster-Vergangenheit Chicagos.
Wichtigster Tipp: Es ist selten gut, eine sizilianische Ex-Frau zu haben.
Nach einer Deep Dish Pizza im ersten Restaurant, das diese Chicagoer Spezialität angeboten hat, ging es gut gestärkt aufs Wassertaxi und ans Ende der Parkanlage, die sich am Lake Michigan entlangzieht.
Wer in den Neunzigern ferngesehen hat, wird die Buckingham Fountain vermutlich kennen: Sie ist im Vorspann von "Eine schrecklich nette Familie" zu sehen.
Der Brunnen wirkt dort eher zierlich, stellte sich aber als größer als erwartet heraus. Er passt vermutlich knapp auf den Bremer Marktplatz, wenn Beck's Café ein paar Tische beiseite rückt.
Ganz in der Nähe des Brunnens zaubert Kunst im öffentlichen Raum ein Lächeln auf ganz viele Gesichter. "The Bean", die riesige blank polierte Bohne. Vom Künstler "Cloud Gate" genannt, aber was weiß der schon...
Da unser Tag mit einer Comedy-Show begann, sollte er auch mit einer enden. "Fantastic Super Great Nation Numero Uno" im Second City Comedy Club. In diesem Club haben sehr viele bekannte Comedians und Schauspieler angefangen und ich bin gespannt, wen wir von den sieben Leuten, die heute auf der Bühne standen, noch einmal wiedersehen werden.
Die haben in alle politisch korrekten und weniger korrekten Richtungen ausgeteilt und es war großartig.
Sogar der dritte Akt, den sie sozusagen als Zugabe gespielt haben: Impro-Theater. Normalerweise ein Grund für mich zu gehen, weil ich kein allzu großer Fan dieser Kunstform bin. Aber in diesem Fall einfach fantastisch. Die Geschichte wurde mit live gespielter Klaviermusik untermalt, was dem Ganzen eine tolle Atmosphäre verlieh.
7:30 Uhr: In zehn Minuten geht es auf zum Flughafen und ab in den Urlaub. Freut euch auf Bilder!
16 Uhr (22 Uhr Deutschland) Update: Wir sind in Detroit.
Ich habe den ersten bewusst erlebten Flug meines Lebens gut überstanden und festgestellt, dass Fliegen richtig Spaß macht. Insbesondere Kurven im Landeanflug.
(Beim letzten Flug war ich vier und weiß nicht mehr, wie das damals war.)
Natürlich musste mein Begleiter (oder sollte ich Zivi sagen...?) unendlich viele Fragen über sich ergehen lassen. Noch bekomme ich hilfreiche, ausführliche und geduldige Antworten. Mal sehen, wie das nach zwei Wochen gemeinsamen Urlaubs aussieht.
Zum Beispiel habe ich mich gefragt, wie sich ein Regentropfen fühlt, der auf einem geparkten Flugzeug landet, nur um dann unmittelbar wieder nach oben getragen zu werden. Normalerweise würde ich diese Kategorie von Überlegungen mit Übermüdung begründen, aber ich fühle mich erstaunlich frisch. In Deutschland ist es jetzt 23:50 Uhr und ich bin seit 5:15 Uhr auf den Beinen. Geht Jetlag auch anders herum? Man wird nicht müde, weil es nicht dunkel wird?
Schon wieder eine Frage... Nee, sogar zwei.
Schön fand ich die Antwort auf eine Frage des vor uns wartenden Kindes beim Boarding in Amsterdam.
Kind: Mama, warum sind hier so viele Kontrollen?
Mutter, genervt: Weil die Amis paranoid sind.
-- kurze Pause --
Mutter, jetzt mit pädagogischem Unterton in der Stimme: Weil die Amerikaner manchmal Angst haben und darum besonders... äh... gründlich sind.
Die besonders gründlichen Amerikaner haben uns aber problemlos ins Land gelassen. Dank der weniger gründlichen Bremer konnte ich sogar meine Stricknadeln im Handgepäck mitnehmen.
21:30 Uhr (3:30 Deutschland): The Eagles have landed.
Guten Morgen Deutschland! Gute Nacht Chicago!
Da habe ich mich heute Morgen beschwert, dass ich schon gefühlte Ewigkeiten keine Bilder mehr gepostet habe, weil mir gerade einfach keine Motive über den Weg laufen. Schon zwei Stunden später entdecke ich bei der Gartenarbeit eine Libellenlarve, die aus dem Teich gekrochen kommt.
Nach nur wenigen Minuten Ruhe auf einem Stein fing sie an, sich aus ihrer alten Haut heraus zu schälen. Ihre Flügel und den hinteren Teil des Körpers hat sie regelrecht aufgepumpt. Die letzten beiden Bilder sind im Abstand von etwa fünf Minuten entstanden. Man kann deutlich sehen, wie lang die Flügel im Verhältnis zum Körper sind.
Schon erstaunlich. Erst Unterwassertier, dann plötzlich Fluginsekt.
Natürlich habe ich mich beim Fotografieren ordentlich eingesaut. Denn für eine gute Perspektive musste ich mich ins frisch umgegrabene Ufer legen. Immerhin konnte ich ganz knapp verhindern, dass mir die Kamera ins Wasser rutscht, als ich mir zwei Ameisen vom Arm geschüttelt habe.
Naja, eine richtige Expedition ist es ja nicht, wenn sich das zu fotografierende Tierreich keine acht Kilometer von der heimischen Couch entfernt befindet. Trotzdem gibts hier schöne oder zumindest niedliche Tiere.
Im Tiergehege des Bremer Bürgerparks laufen erstaunlich stressresistente Pfaue frei herum.
Ich war dabei, als einer dieser Pfaue seelenruhig über den Spielplatz spazierte. Das in nächster Nähe schaukelnde Kind war erst erstaunt und beschloss nach einigem Nachdenken, dass die Situation gefährlich genug ist, um ein sirenenartiges Schreien zu rechtfertigen. Hat den Pfau nicht gestört.
Natürlich sind die hervorstechendsten Merkmale eines männlichen Pfaus die Schwanzfedern. Mich hat allerdings viel mehr das unglaubliche Blau des Körpers beeindruckt. Außerdem sind mir die kronenartigen Federn auf dem Kopf noch nie zuvor aufgefallen.
Auch in diesem Jahr haben die Bunten Bentheimer Schweine im Bürgerpark Nachwuchs. Das ist ganz klar die Niedlich-Fraktion meiner Expedition ins Tierreich.
Es müssen nicht immer Tiger oder andere Exoten sein. Zeig den Leuten ein paar fleckige Ferkel und am Gehegezaun geht täglich die Post ab.
Die kleinen Borstentiere sind aber auch süüüß.
Mehr Nachwuchs. Dieses Mal nur dreißig Meter von der bereits erwähnten heimischen Couch entfernt.
In einem Baum auf dem Nachbargrundstück ist mir vor kurzem die Bruthöhle eines Spechtes aufgefallen. Seit ein paar Tagen guckt der kleine Specht schon neugierig aus dem Baumstamm heraus.
Damit Iðunn, die kleine Stute einer Freundin eine Spielkameradin hat, kam vor ein paar Tagen Hæra zu uns.
Sie ist wie Iðunn zwei Jahre alt und hat gleich am ersten Tag ordentlich Schwung in die Gruppe gebracht.
Normalerweise werden weiße Pferde (im Fachjargon auch Schimmel genannt) schwarz geboren und bekommen im Laufe der ersten fünf bis sieben Lebensjahre ihre weiße Farbe. Wie im Fall meines Pferdes Gjafar kann das auch mal dauern bis sie zwölf sind.
Nun ist Hæra mit ihren zwei Jahren weiß und war es bereits bei ihrer Geburt. Des Rätsels Lösung: Hæra ist ein Maximalschecke. Das heißt, die weißen Stellen in ihrem gescheckten Fell sind sehr groß. Lediglich der Schweif und die Innenseite des rechten Ohres sind braun. Sie ist also nicht ungewaschen, sondern eine Laune der Natur. Wunderbare Islandpferde-Farbvielfalt.
Iðunns Züchterin könnte jetzt spontan einen halbstündigen Vortrag über Farb-Genetik halten. Mich fasziniert das zwar, aber ich bin da absolut keine Fachfrau.
Kleiner Nachtrag mit Informationen von Iðunns Züchterin:
Hæra ist Helmschecke mit blauen Augen, also homozygote Splashgen-Trägerin und vererbt das Splashgen zu 100%. Für die Vererbung der Helmscheckung muss sie auf den richtigen Partner treffen. Iðunn ist heterozygoter Splashi mit braunen Augen, daher ist das Gen bei ihr nicht sichtbar, aber zu 50% vererbbar.
So. Muss man ja kein Geheimnis draus machen.
Unter dem Namen Hihirock findet jedes Jahr an Himmelfahrt in Hiddestorf ein Rockfestival statt.
Nach einer dreijährigen Pause spielten Government of the Dudes endlich mal wieder dort und natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen.
Zum Auftakt gab es ein gemeinsames Frühstück mit der halben Band, meinem Kamera-Assistenten, äh, einem lieben Freund und mir, bevor es zum Festival ging. Ich wäre dafür, jeden
Konzerttag so zu beginnen.
Am frühen Abend durften die Dudes dann endlich auf die Bühne und ich an die Kamera. Naja, eigentlich war ich schon den ganzen Tag am Knipsen. Nicht nur die Stimmung auf dem Festivalgelände, sondern auch innerhalb der Band war fantastisch und musste festgehalten werden.
Meine Kamera und ich begleiten die Dudes ja schon seit Längerem und ich habe die Band noch nie so gut spielen gehört. Musikalisch wars super. (Auch wenn mir hinterher erzählt wurde, dass es zwei Verspieler gab. Deren Existenz kann ich nicht bestätigen.) Es war deutlich zu sehen, wieviel Spaß die Band hatte. Das Publikum auch. Ich übrigens auch.
Dass die Dudes um 19 Uhr anfingen zu spielen, stellte sich als gutes Timing heraus. Das Gelände war noch ziemlich voll. Die Leute teilweise ebenfalls, aber die schlimmsten Vatertags-Alkoholleichen hatten sich schon vorher auf den Weg zur heimatlichen Ranch gemacht. Nach dem Auftritt leerte sich das Gelände ziemlich schnell und die folgende Band spielte vor halbleeren Reihen. Hihi.
Liebe Dudes, es war ein Fest mit euch!
Einen kleinen fotografischen Eindruck gibts hier:
Für die volle fotografische Dröhnung bitte hier klicken.
Ein wunderbarer Tag: Ich habe frei. Es ist ein Wochentag. Kein Bundesland hat Ferien. Die Sonne scheint. Für die Nordseeküste sind 20 Grad und kein Regen angesagt.
Also früh morgens Kamera, Strandmuschel, Buch und Strickzeug eingepackt und ab ans Meer.
Außer mir waren jede Menge Senioren und eine erstaunliche Vielfalt an Vögeln da. Von denen (also, von den Vögeln) hat es leider nur eine kleine Auswahl auf meine Fotos geschafft.
Das Tier mit der Krabbe im Schnabel ist eine Eiderente. Genauer gesagt, ein Eidererpel. Reicht ja, wenn ich es nachschlagen musste.
Neben ganz viel Entspannung und Fotos habe ich mir einen Sonnenbrand mitgebracht. Eigentlich hasse ich Leute, die ständig fragen: "Bist du auch gut eingecremt?" Aber heute hätte ich so eine(n) gebraucht.
Jaja, so kann's kommen: Für den auswärtigen Besuch drei Tage touristisches Programm in Bremen auf dem Zettel haben und dann in Hamburg und an der Küste landen. Aber es waren tolle Tage und auch für mich gab's viele schöne Eindrücke. Am Ende doch besser, als 72 Stunden Dauereinsatz als ortsansässige Stadtführerin.
Station 1: Elbphilharmonie.
Beeindruckendes Gebäude. Und endlich ein Einsatz für das Weitwinkel-Objektiv, dessen Reiz ich erst neuerdings entdeckt habe.
Mir ging den halben Vormittag die NDR-Werbung "Das Beste am Norden ist unsere Sparsamkeit" nicht aus dem Kopf...
Station 2: Hagenbeck's Tierpark.
Das Tropenaquarium mit dem riesigen Panoramabecken für Rochen, Haie und anderes Unterwassergetier war absolut sehenswert. Entsprechend schwer fiel die Auswahl unter den fast 350 gemachten Fotos.
In den Außenbereich sind wir nur ganz kurz gekommen, weil wir uns so lange im Aquarium aufgehalten haben. Ein regnerischer Tag und der späte Nachmittag bescherten uns einen fast menschenleeren Park. Auch hier wurde natürlich kräftig geknipst.
Die Tierfreundin in mir fand die Gehege teilweise schon knastartig klein. Die Fotografin in mir freute sich über interessante Motive.
Station 3: Langeoog
Eine Insel sollte es an Tag drei werden. Wenn möglich autofrei. Die Wahl fiel auf Langeoog.
Erst dachte ich ja, dass der Gegensatz zwischen "normalem" Strand und Inselstrand nicht sooo groß sein kann. Musste dann aber feststellen, dass es doch zwei gefühlte Unterschiede gibt: Inselstrand ist schöner. Und das Watt davor deutlich matschiger.
Was unterscheidet das Pferd von der Katze?
Nicht viel. Zumindest, was die Begeisterung für Kartons betrifft.
Gerade die beiden Kleinen hatten richtig Spaß. So ein Karton macht lustige Geräusche, wenn man mit dem Huf drüberscharrt oder reintritt. Ein kompletter Pferdekopf passt hinein. Mit ganz viel Geschick bekommt man sogar eine Ecke angebissen und kann ihn dann durch die Gegend tragen, was von der Zweijährigen begeistert praktiziert wurde.
Natürlich wurde getestet, ob man nicht doch das ganze Tier im Karton unterbringen kann. Was für eine Katze häufig noch möglich ist, scheiterte hier leider an der Differenz zwischen Karton- und Pferdevolumen.
Das nächste Mal muss ich einen größeren Karton besorgen.
Eigentlich war vorgestern ein ruhiger Tag geplant. Stattdessen habe ich mich dank einer überraschenden Nachricht mittags ins Auto gesetzt und bin mal eben nach Hamburg gefahren.
Fazit des Tages: Spontane Ideen sind manchmal richtig gut. Und ein Tag kann sich trotz jeder Menge anwesender Hamburger und Junggesellen-Abschiede anfühlen wie ein Kurzurlaub.
Fotos gibts auch:
In den letzten Jahren habe ich immer weniger mit Holz gearbeitet. Im Job sehe ich dieses Material nur noch als Papier im Drucker und auch privat baue ich nur etwas, wenn ich neue Möbel habe.
Dennoch gibt es zwei Holzobjekte, auf die ich wirklich stolz bin. Sie sind schon ein bisschen älter, aber immer wieder schön anzusehen und anzufassen.
Das hier sind meine Pentominos.
Pentominos setzen sich aus fünf Quadraten zusammen. Es gibt zwölf verschiedene. Meine Pentominos sind nicht flach, sondern basieren auf fünf Würfeln. Man kann sie also nicht nur auf der Tischfläche verpuzzeln, sondern auch wie Bauklötze stapeln.
Auf einer Abbildung habe ich irgendwann mal als Tierfiguren geschnitzte Pentominos gesehen. So etwas wollte ich unbedingt auch besitzen.
Aus einem astfreien Holzrest sägte ich mit einer Dekupiersäge erst die Pentominoform und danach die Tierformen. Damit sich die fertigen Teile gut anfühlen, sind alle Kanten sehr sorgfältig abgerundet. Das war gerade bei den vielen kleinen Ausschnitten ein aufwändiger, aber lohnender Fummelkram.
Die Schachtel habe ich passgenau dazu gefertigt. Das ist für die meisten Leute, denen ich die Pentominos zeige, auch gleich die schwierigste Denkaufgabe: Alle Teile wieder in die Schachtel bringen.
Man macht sich nicht gerade beliebt, wenn man sagt, dass es für dieses Problem 3940 verschiedene Lösungen gibt.
Das hier sind meine Sockblocker.
Für alle Nichtstricker: Sockblocker oder Sockenbretter braucht man, wenn man selbstgestrickten Socken den letzten Schliff geben will. Dann wäscht man sie und zieht sie auf solche Bretter. Dadurch werden aus den krumpeligen Beuteln schöne, flach zusammenlegbare Socken.
Nun kann man solche Bretter fertig kaufen oder aus Metall-Kleiderbügeln biegen. Oder man lässt die Sau an der Laubsäge raus.
Das Ornament passte ich per Bildbearbeitung am Computer an die Sockenform an und vergrößerte die ganze Sache am Kopierer aufs richtige Maß. Dabei war ein bei mir sehr gut sitzendes Sockenpaar die Maßgrundlage.
Wie bei den Pentominos sind auch hier alle Kanten sorgfältig abgerundet.
Damit sich keine Holzfaser an den Socken festhaken kann und Ziehfäden verursacht, verwendete ich einen alten Tischlertrick: Das fertige Stück schleifen, danach wässern (also mit einem nassen Lappen abreiben) und nach dem Trocknen mit einem frischen, feinen Schleifpapier noch einmal kurz überschleifen. Durch das Wässern quellen die Holzfasern auf. Das feine Schleifpapier kappt die Spitzen der Fasern, die so den Socken nicht mehr gefährlich werden können.
Das Laubsägen war für mich immer wie meditieren. Innerhalb kürzester Zeit gab es für mich nur noch mich, die Säge und die Linie. Diesen Geisteszustand erreiche ich heute oft durch das Stricken. Minus Säge und Linie. Dafür plus Nadeln, Garn und Muster.
Vielleicht waren die Sockenbretter sowas wie der Übergang vom Holz zur Wolle.
An diesem Artikel wundert mich am meisten, dass die Rechtschreibprüfung das Wort Sockenbrett nicht kennt, aber beim Wort krumpelig keinen Mucks macht.
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